19 Karstadt-Häuser stehen vor der Schließung. Die drei Perlen Alsterhaus, KaDeWe und Oberpollinger sollen aber nur im Paket verkauft werden.

Frankfurt/Hamburg. Das Ringen um die Zukunft der Karstadt-Kaufhäuser ist neu entbrannt. Der insolvente Mutterkonzern Arcandor hat am Wochenende wie angekündigt die Suche nach einem Gesamtinvestor für alle Unternehmensteile beendet. Der Metro-Konzern bekräftigte daraufhin sein Interesse an baldigen Gesprächen über die Karstadt-Häuser. Allerdings soll das Engagement noch einmal nachgerechnet und dann möglicherweise weniger als die in Aussicht gestellten 60 Warenhäuser von Karstadt übernommen werden.

Die wirtschaftliche Lage einiger dieser Filialen habe sich offenbar verschlechtert, sodass sie für den größten deutschen Einzelhändler nicht mehr interessant sein könnten, schreibt das Magazin "Focus" unter Berufung auf Konzernkreise. Solche Spekulationen wies Thomas Schulz, der Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg, jedoch zurück: "Wir sind erstaunt darüber, dass sich die Metro zu Karstadt-Zahlen äußert, die ihr gar nicht vorliegen können - zumal sie falsch sind." Die Umsatzentwicklungen seien mit kleinen Einbußen stabil, hieß es dazu weiter.

Von den 126 Waren- und Sporthäusern Karstadts stehen 19 nicht profitable aus elf Bundesländern auf den Prüfstand. Ihnen drohe die Schließung. "Wir verhandeln jetzt unter anderem mit Lieferanten und Gewerkschaften, welche Beiträge sie bei den Häusern leisten können, um sie wieder aus der Liste nehmen und erhalten zu können", sagte Schulz dem Abendblatt.

"Es wird keinen schnellen Verkauf einzelner Häuser geben. Wir wollen Karstadt als Ganzes abgeben, mutmaßlich in einem Bieterverfahren", sagte Görg der "Welt am Sonntag". Es sei daher nicht mehr geplant, die drei Luxuskaufhäuser, das Berliner KaDeWe, das Oberpollinger in München und das Hamburger Alsterhaus, einzeln zu verkaufen. "Die Tophäuser sind attraktive Bestandteile unseres Warenhausportfolios. Und nur für Attraktives zahlen Investoren", wird der vorläufige Insolvenzverwalter von der "Berliner Morgenpost" zitiert. Im Frühjahr hatte Arcandor-Vorstandschef Karl-Gerhard Eick dagegen noch die Trennung von den drei Häusern erwogen.

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Der Insolvenzverwalter schließt jetzt auch rechtliche Schritte gegen frühere Arcandor-Vorstände nicht aus. "Wir sehen Hinweise, die wir sammeln und zu gegebenem Zeitpunkt bewerten wollen", sagte Görg. "Wir haben bis zu drei Jahre Zeit, Konsequenzen zu ziehen. Im Konzern wurde offenbar seit Jahren auffallend viel Geld ausgegeben. "Der dienstliche Aufwand des Vorstands war sehr hoch. Jedenfalls sehr hoch für ein Unternehmen in der wirtschaftlichen Verfassung Arcandors." Auch der ehemalige Arcandor-Chef Thomas Middelhoff steht in der Kritik. Er habe sparsamere Vorstandsvorsitzende erlebt, so Görg.

Der Jurist zeigte sich entsetzt über das, was er nach der Übernahme des Mandats im Juni vorgefunden habe: "Wir haben mit der Lupe nach der Substanz in diesem Unternehmen gesucht, aber wir haben nichts Nennenswertes gefunden. In diesem Hause gibt es wirklich nichts, was nicht anderen Leuten gehört." Görg wertete auch die Aufstockung des Aktienanteils am Touristikkonzerns Thomas Cook in der Ära Middelhoff als Fehler.

Görg-Sprecher Schulz geht davon aus, dass über die Zukunft von Karstadt in der ersten November-Hälfte bei einer Gläubigerversammlung entschieden wird. Bis dahin solle nach den Planungen des Insolvenzgerichts ein Sanierungsplan vorliegen.