Es ähnelt dem Kampf zwischen David und Goliath: Die letzten Aktionäre der Hypo Real Estate (HRE) geben weiterhin ihren Protest gegen die Verstaatlichung des Immobilienfinanzierers nicht auf.

München. Bei der Hauptversammlung der Krisenbank warfen sie dem Bund gestern in einer stundenlangen Debatte Enteignung, Erpressung und mangelnde Moral vor, weil er sie schon bald aus der HRE vertreiben will. "Diese Methode hat in einer Demokratie meiner Meinung nach nichts verloren", schimpfte ein Aktionär und erntete Beifall der Anleger. Rund 1600 Aktionäre kamen zu dem Treffen nach München, um dem Vorstand noch einmal gründlich die Meinung zu sagen.

Zwar ist den Aktionären klar, dass der Konzern ohne die staatlichen Hilfen längst zusammengebrochen wäre. Trotzdem wollen sie sich nicht gegen eine Abfindung aus dem Unternehmen drängen lassen, sondern nach hohen Verlusten mit ihren Aktien eines Tages zusammen mit dem Bund von der Sanierung des Konzerns profitieren. "Das Enteignungsgesetz ist Willkür und Erpressung", schimpfte ein Aktionär.

Inzwischen hält der Bund mehr als 90 Prozent an der HRE und will die letzten Aktionäre gegen eine Abfindung aus dem Unternehmen drängen. Das sogenannte Squeeze-out soll auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Herbst beschlossen werden. "Ich nenne das Herausquetschen, weil das meiner Meinung nach eine bessere Formulierung ist", sagte ein Anleger.

HRE-Vorstandschef Axel Wieandt verteidigte dagegen die umstrittene Verstaatlichung als alternativlos. Durch die staatlichen Hilfsmaßnahmen sei die HRE nach ihrer existenzbedrohenden Krise im vergangenen Jahr stabilisiert worden.

Für Kritik sorgte zudem eine Sonderzahlung von 500 000 Euro an den HRE-Vorstandschef. "Es hätte Ihnen gut zu Gesicht gestanden, auf diese 500 000 Euro zu verzichten", sagte ein Aktionär. Wieandt hatte die Prämie zum Jahresbeginn zusätzlich zu seinem Gehalt kassiert, da er durch den Einstieg des Staates unter die Gehaltsobergrenze von 500 000 Euro fällt und damit deutlich weniger verdient als zuvor. Aufsichtsratschef Michael Endres verteidigte die Zahlung. "Herr Wieandt hat auf ganz erhebliche Mittel verzichtet." Dafür sollte er entschädigt werden.

Wieandt arbeitet seit dem Rauswurf seines Vorgängers Georg Funke an der Sanierung des Konzerns. Die Restrukturierung komme zwar gut voran, werde aber noch Jahre dauern, sagte Wieandt. "Wir gehen aktuell nicht davon aus, dass wir vor 2012 wieder in die Gewinnzone zurückkehren können", bekräftigte er. Im ersten Halbjahr 2009 machte der Konzern einen Verlust von mehr als einer Milliarde Euro. Langfristig benötige die HRE weiter umfassende Unterstützung, betonte Wieandt.

Insgesamt erhielt die HRE bislang Nothilfen von mehr als 100 Milliarden Euro, um nicht zusammenzubrechen.