Die Deutsche Bank plant einen Einstieg bei der traditionsreichen Privatbank Sal. Oppenheim. Das größte deutsche Finanzinstitut machte gestern dem angeschlagenen Bankhaus ein unverbindliches Angebot für eine Kapitalbeteiligung.

Frankfurt/Main. Über die Höhe des Einstiegs war zunächst nichts zu erfahren. Analysten gehen von mehreren Hundert Millionen Euro aus. Nach Angaben der Deutschen Bank handele es sich zunächst um eine Minderheitsbeteiligung.

Sal. Oppenheim mit Sitz in Luxemburg ist durch die Finanzkrise angeschlagen und schrieb im vergangenen Jahr erstmals seit Ende des Zweiten Weltkrieges einen Verlust. Mit dem Einstieg der Deutschen Bank muss die Privatbank auch erstmals in ihrer mehr als 200-jährigen Firmengeschichte ihre Unabhängigkeit aufgeben. Die Familiengesellschafter der Privatbank Sal. Oppenheim hatten sich mit einer Beteiligung an dem insolventen Handelskonzern Arcandor offenbar überhoben.

Die Gespräche mit der Deutschen Bank zeigen die dramatische Lage bei der Privatbank, deren zweites Standbein neben dem Investmentbanking die Vermögensverwaltung für wohlhabende Kunden ist. Noch vor einem Monat hatten die persönlich haftenden Gesellschafter Matthias Graf von Krockow und Friedrich Carl Janssen in einem Interview fremde Hilfe "selbstverständlich" abgelehnt.

Das zu 100 Prozent im Familienbesitz befindliche Institut bezeichnet sich als größte Privatbank Europas und nannte bisher seine Unabhängigkeit als zentralen Wert des Hauses. 2008 erzielte die Bank eine Bilanzsumme von 41,4 Milliarden Euro und beschäftigte rund 4300 Mitarbeiter. Die rund 50-mal größere Deutsche Bank erhofft sich von der Partnerschaft vor allem einen Ausbau des Geschäfts mit reichen Privatkunden, insbesondere in Deutschland.