Fast zwei Drittel leiden unter schwacher Auftragslage. Die Hamburger Metall- und Elektrounternehmen wollen trotz Krise ihre Beschäftigten möglichst halten.

Hamburg. Nach einer aktuellen Umfrage wollen 71 Prozent der Firmen in der Hansestadt bis zum Jahresende auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. "Diese Zahlen sind erfreulicher, als wir erwartet haben", sagte Thomas Klischan, der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Nordmetall, gestern dem Abendblatt. "Die Unternehmen wollen so viele qualifizierte Fachkräfte wie möglich an Bord halten. Dabei sind sie bereit, mehr von ihren Reserven in die Arbeitsplätze zu stecken denn je."

Ein Trend, der sich auch bundesweit ablesen lässt. Gegenüber einem Rückgang der Produktion um 30 Prozent zwischen Oktober 2008 und Mai 2009 ist die Beschäftigung nur um 2,4 Prozent gesunken.

Nach der Umfrage für Hamburg planen sogar 27 Prozent der Firmen, bis zum Jahresende neu einzustellen. Erstmals seit Beginn der Krise im vergangenen Herbst würden auch die Geschäfte wieder positiver beurteilt. "Die Lage der Firmen hat sich stabilisiert", sagte Klischan.

Dagegen wirkt sich die wirtschaftliche Flaute stark auf die Auftragslage der Firmen aus. So meldeten 62 Prozent der Unternehmen, dass bei ihnen um mehr als 20 Prozent weniger bestellt wurde als vor einem Jahr.

Bisher wird auch in der Metall- und Elektrobranche auf Kurzarbeit gesetzt, um diese schwierige Beschäftigungssituation zu überbrücken. "Wenn aber die Konjunktur nicht rechtzeitig anspringt, ist nicht ausgeschlossen, dass im Herbst Stellen gestrichen werden müssen", sagte der Nordmetall-Hauptgeschäftsführer.

Für solche Fälle hoffen die Firmen jedoch, ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen. Dafür kämen Altersregelungen sowie freiwillig vereinbarte Abfindungen infrage.

Vor dem Hintergrund der Umfrage appellierte Klischan gestern an die Gewerkschaft IG Metall, bei Verhandlungen mit Firmen in Schwierigkeiten "konstruktiv mitzuwirken". Dies gelte vor allem, wenn auch kurzzeitig Haustarifverträge abgeschlossen werden sollten. Dies sei etwa bei der Hamburger Sietas-Werft gelungen, bei der die Beschäftigten für 2009 und 2010 auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten.

"Wir sind bereit für konstruktive Lösungen und kämpfen schon jetzt in vielen Betrieben aktiv für die Sicherung der Arbeitsplätze", sagte der Sprecher der IG Metall Küste, Heiko Messerschmidt dem Abendblatt. Die Krise dürfe aber nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden. "Arbeitszeitverlängerungen und Lohnverzicht sind aber der falsche Weg."

Bei Nordmetall und dem Arbeitgeberverband der Wirtschaft Norddeutschlands (AGV Nord) sind 200 Firmen mit 52 000 Beschäftigten organisiert. 69 Unternehmen hatten auf die Umfrage geantwortet.