Na, so was! Die Deutschen arbeiten mit 41,2 Stunden deutlich mehr, als die Tarife erlauben, und länger als die meisten in Europa. Unsere Konjunkturprogramme gelten weltweit als vorbildlich - und unser Land kommt bislang besser als viele andere Nationen durch die Krise.

So einfach ist das also? Auch unsere Wirtschaftsleistung sinkt, Deutschland kann sich nicht gänzlich vom weltweiten Abschwung abkoppeln. Aber es sind typisch deutsche Tugenden, die uns bislang eine Sonderstellung beschert haben. Da ist einmal der sprichwörtliche Fleiß der Bürger. Da ist aber auch die typisch deutsche Konsenspolitik, sagen wir ruhig, die soziale Marktwirtschaft.

Es ist kaum fünf Jahre her, da saßen die Schlaumeier der Republik, die Hundts und Westerwelles, in den Talkshows und wollten uns einreden, die Deutschen seien die Fußkranken der Globalisierung. Die Wirtschaft geknebelt von Tarifverträgen, die Bürger faul in der sozialen Hängematte, bestenfalls Weltmeister im Blau- und Urlaubmachen. Und der Kündigungsschutz gehöre am besten gleich ganz abgeschafft. Wir haben, nach langem Streit, tatsächlich gehandelt. Auch da, wo es - etwa bei Hartz IV - not- und wehtat.

Frankreichs Sarkozy höhnte noch vor Jahresfrist, wir redeten nur und würden nicht handeln. Die so oft geschmähte Große Koalition hat aber gehandelt, die Banken gerettet, Konjunkturprogramme auf den Weg gebracht und die Kurzarbeiterregelung verbessert. In Frankreich besetzen Arbeiter ihre Werke, nehmen die Chefs als Geiseln. In Deutschland haben die Leute zwar auch ihre Sorgen - aber ihre Zuversicht bewahrt. Wir können noch arbeiten. Hart und länger. Aber im sozialen Frieden.