Die HHLA gibt ihren Lübecker Terminal auf - der stark rückläufige Containertransport in die Ostsee zerstört die wirtschaftliche Perspektive für den Umschlag an der Trave.

Hamburg. Hamburgs größtes Hafenunternehmen HHLA gibt unter dem Druck der Wirtschaftskrise den Containerterminal am Hafen von Lübeck auf. Die Anlage mit dem Namen CTL diente der HHLA seit 2003 als zusätzlicher Weg, um per Bahn und Lastwagen den Zubringerverkehr in die Ostsee zu bedienen. Der größte Teil der Container wird von Hamburg aus per Schiff durch den Nord-Ostseekanal weiter in Richtung Polen, Skandinavien, die baltischen Staaten oder Russland transportiert.

"Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht", sagte HHLA-Sprecher Florian Marten dem Abendblatt. "Aber mittelfristig bietet das Angebot einer schnellen Transportkette von Hamburg über Lübeck mit dem CTL in den Ostseeraum keine ausreichende wirtschaftliche Perspektive."

Die Zahl der Container, die über Lübeck umgeschlagen wurden, sei in den ersten fünf Monaten dieses Jahres noch einmal um 70 Prozent auf nur noch 8000 Einheiten (TEU) zurückgegangen, nach einem bereits schwachen Ergebnis im zurückliegenden Jahr, sagte Marten. Der Containerzubringerdienst per Bahn zwischen Hamburg und Lübeck werde eingestellt. Den Lkw-Transport in der Tochtergesellschaft Compisped soll deren bisheriger Geschäftsführer, der Lübecker Unternehmer Thomas Dreyer, selbstständig übernehmen. Der Verkauf ist für das dritte Quartal vorgesehen.

Das Aus für den Lübecker HHLA-Terminal wirft ein Schlaglicht vor allem auf die Veränderung des sogenannten Feederverkehrs, die Zubringerdienste im Nord- und Ostseeraum. Hamburg ist das wichtigste Verteilzentrum für den Weitertransport von Containern in die Anrainerstaaten der Ostsee. Im Zubringerverkehr verliert der Hamburger Hafen derzeit besonders stark. "Der Anteil an Feedercontainern ist deutlich überproportional zurückgegangen, verglichen mit dem gesamten Containeraufkommen auf unseren drei Hamburger Terminals", sagte HHLA-Sprecher Marten. Das Unternehmen schlägt zwei Drittel der im vergangenen Jahr rund 9,7 Millionen Containereinheiten in Hamburg um, der Konkurrent Eurogate rund ein Drittel.

Der Zubringerverkehr sinkt aus zwei Gründen: Zum einen hat die Weltwirtschaftskrise die östlichen Anrainerstaaten der Ostsee besonders hart getroffen. Hinzu kommt, dass die international operierenden Linienreedereien ihre Zubringerdienste in den vergangenen Monaten von Hamburg weg nach Bremerhaven, Rotterdam, Antwerpen oder Zeebrügge umgelenkt haben. Reedereien wie der Weltmarktführer Maersk betreiben dort zum Teil eigene Terminals, die sie in der Rezession bevorzugt auslasten wollen.

Die Tochtergesellschaft Compisped und der CTL-Terminal trugen 2008 laut Marten nur rund 1,3 Prozent zum Gesamtumsatz der HHLA bei, zudem machten sie Verlust. Auch aus Sicht des Lübecker Hafens hat die Schließung des Terminals keine gravierenden wirtschaftlichen Folgen. Der Containerumschlag spielt in Lübeck mit rund 150 000 TEU im vergangenen Jahr nur eine untergeordnete Rolle. "Dem stand die Abfertigung von rund 850 000 Lastwagen im Fährverkehr gegenüber", sagte Rolf Klein, Sprecher der Lübecker Hafengesellschaft (LHG), dem Abendblatt.

Die Abwicklung des verbliebenen Containerverkehrs zwischen Hamburg und Lübeck wollen HHLA und LHG neu koordinieren. "Die wenigen Tausend TEU jährlich, die auf dem HHLA-Terminal umgeschlagen wurden, können wir auf unserer eigenen Anlage ohne Weiteres mit bewältigen", sagte Klein. Auch den Bahntransport von Containern zwischen den Häfen der Hansestädte könne die LHG bei Bedarf kurzfristig organisieren. "Wir betreiben unter anderem fünf Lokomotiven", sagte Klein, "und sind somit auch eine Bahngesellschaft."