Der Bieterwettkampf um Opel geht in die Schlussrunde. Pünktlich zum Ende des Ultimatums legten am Montag drei Interessenten Angebote für die GM-Tochter vor.

Hamburg. Der Bieterwettkampf um Opel geht in die Schlussrunde. Pünktlich mit dem Auslaufen des Ultimatums legten gestern drei Interessenten Angebote für die Tochter von General Motors vor: der kanadische Zulieferkonzern Magna, der Finanzinvestor RHJ und der chinesische Autohersteller BAIC. Fiat war von General Motors nicht mehr zur Abgabe eines neuen Angebots aufgefordert worden, erfuhr das Abendblatt aus Regierungskreisen. GM dürfte kaum ein Interesse daran haben, dass ein Konkurrent wie Fiat bald auch in den USA mit Opel-Autos gegen die heimischen Branchenriesen antritt.

GM wollte bis gestern alle Übernahmeangebote für den angeschlagenen Autobauer vorliegen haben, um bald den neuen Mehrheitseigentümer auszuwählen. Wegen der geplanten Staatsgarantien müssen auch die Bundesregierung und die Opel-Standortländer zustimmen. Bis zur Unterzeichnung wird noch mit einigen Tagen gerechnet.

Seitens der Bundesregierung werde sich zunächst die sogenannte "Task Force" für Opel, die Verhandlungsgruppe unter Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Homann, mit dem Fall befassen, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm. Dann würden die Angebote in den nächsten Tagen bewertet. Danach würden der Mutterkonzern und die deutsche Regierung gemeinsam entscheiden, etwa über die Aufnahme detaillierter Prüfungen von Opel (due dilligence) durch Wirtschaftsprüfer. Wie lange dieser Prozess dauern könnte, sagte Wilhelm nicht. In der Task-Force sind auch die Bundesländer mit Opel-Standorten eingebunden. Der Finanzinvestor RHJ sicherte gestern zu, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.

Rote Zahlen seit 2003

Zugleich gibt es neue Zweifel an der Überlebensfähigkeit des Autobauers. So habe die Tochter des amerikanischen Herstellers General Motors seit dem Jahr 2003 nur rote Zahlen eingefahren. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP im Bundestag hervor, die dem Abendblatt vorliegt. Demnach summierten sich die Verluste der Adam Opel GmbH aus den Jahren 2003 bis 2007 auf 1,8 Milliarden Euro. "Die Bundesregierung verweigert dem Parlament bislang jede Auskunft zu den Haushaltsrisiken bei Opel", sagte dazu Rainer Brüderle, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP, dem Abendblatt. Bisher hat die Bundesregierung bereits mit 1,5 Milliarden Euro an Staatskrediten das Überleben von Opel gesichert.

Für 2008 liegen noch keine Angaben zu den Geschäftszahlen vor. Die Regierung beruft sich bei den Zahlen auf die Jahresabschlüsse der Adam Opel GmbH. Ein Opel-Sprecher erklärte jedoch, das Unternehmen habe inklusive seiner europäischen Vertriebsniederlassungen 2006 und 2007 sowie im ersten Halbjahr 2008 auf bereinigter Basis jeweils Gewinne ausgewiesen.

Allerdings scheint die Marke in den vergangenen Jahren bei den Kunden an Attraktivität verloren zu haben. Denn die Verkaufszahlen haben sich halbiert: Verkaufte Opel 1999 in Deutschland noch rund 522 000 Autos, waren es 2008 nur noch 258 000. Im ersten Halbjahr dieses Jahres setzte Opel rund 187 000 Fahrzeuge ab, 51 652 wurden davon bisher nach Angaben der Regierung mit der Abwrackprämie gefördert. "Es wird immer deutlicher, wie stark Opel schon jetzt von staatlichen Subventionen abhängig ist", sagte Brüderle. Für die Steuerzahler könne man nur hoffen, dass Opel schnell wieder auf eigenen Füßen erfolgreich ist, ergänzte der FDP-Wirtschaftspolitiker.