Der Verkauf der Shell-Raffinerien in Hamburg-Harburg und Heide kommt voran. Nach Informationen des Abendblatts haben sich bei dem Mineralölkonzern mehr als fünf Interessenten gemeldet, die eine oder sogar beide Anlagen übernehmen wollen.

Hamburg. "Wir befinden uns bereits in Phase zwei der Verhandlungen", sagte Shell-Sprecherin Cornelia Wolber gestern dem Abendblatt.

Nach ersten Gesprächen mit möglichen Käufern hat das Unternehmen den sogenannten Datenraum geöffnet, also den Interessenten bis in den letzten Winkel Einblick in die Bücher und die Leistungsfähigkeit der Raffinerie gegeben. Einige potenzielle Investoren haben sich bereits auf den Anlagen in Hamburg und Heide umgesehen, weshalb Shell davon ausgeht, dass der Verkauf im Frühjahr 2010 abgeschlossen werden kann. "Bereits im September könnten die Gespräche konkreter werden", schätzt Ralf Erkens, Vize-Chef der Gewerkschaft IG BCE in Hamburg.

Der Mineralölkonzern hat Anfang März dieses Jahres überraschend mitgeteilt, dass er sich von seinen beiden Raffineriestandorten in Norddeutschland mit jeweils 570 Mitarbeitern trennen will. Die Anlagen seien mit 5,5 Millionen Tonnen Durchsatz in Hamburg und 4,5 Millionen Tonnen pro Jahr in Heide zu klein. Shell wolle seine Investitionen künftig auf ausgewählte strategische Projekte konzentrieren, hieß es damals. Deshalb soll auch die große Shell-Raffinerie im Rheinland mit einer Kapazität von 17 Millionen Tonnen bei dem Konzern verbleiben. Die Mitarbeiter haben daraufhin befürchtet, dass sich kein Käufer finden wird, weil alle Mineralölkonzerne auf größere Anlagen setzen. Shell hatte vorsorglich bereits angekündigt, dass die beiden Raffinerien in Hamburg und Heide schlimmstenfalls geschlossen werden, sollte man keinen Übernehmer finden.

"Wir begrüßen natürlich, dass es Interessenten für die beiden Raffinerien gibt. Und wir hoffen, dass es sich dabei um Investoren handelt, die erstens etwas von dem Raffineriegeschäft verstehen, zweitens ein wirkliches Interesse an den Anlagen haben und drittens diese auch fortführen werden", so Erkens zum Abendblatt. "Wir hoffen im Sinne der Mitarbeiter auf eine vernünftige Abwicklung des Verkaufs."

Auch auf der Shell-Tankstellenseite gibt es Veränderungen. Der weltweite Tankstellenchef Josef Waltl verabschiedet sich zum 1. August in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird der Brite John Bullock. Michael Dopheide, der bislang für die Tankstellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortlich war, steigt auf und wechselt in Bullocks Team. Dopheides Posten übernimmt Jörg Wienke, der zuletzt als Shell-Manager in Zentral- und Osteuropa tätig war.