Die IG Metall Küste schlägt Alarm. “Noch zehren einige Werften von ihren Auftragsbeständen. Doch spätestens ab Herbst wird die Kurzarbeit noch weiter zunehmen“, warnte die Bezirksleiterin der IG Metall Küste, Jutta Blankau, gestern in Hamburg am Rande der Maritimen Konferenz.

Seit Beginn der Wirtschaftskrise im Herbst des vergangenen Jahres sei die Nachfrage für Schiffsneubauten weltweit fast zum Erliegen gekommen. Vier große norddeutsche Werften - Cassens Werft (Emden), SSW Shipyard (Bremerhaven), Lindenau (Kiel) und Wadan Yards (Rostock/Wismar) - seien bereits insolvent. Mehrere Werften wie die ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) oder Sietas Werft arbeiten kurz. "In den Hauptsegmenten des Schiffbaus - bei Tankern, Bulkern und Containerschiffen - wird es in den nächsten zwei bis vier Jahren keine großen Aufträge mehr geben", prognostizierte Heino Bade, Schifffahrtsexperte der Gewerkschaft.

Um den Schiffbau in Deutschland als wichtigen Industriezweig zu erhalten, forderte Blankau die Unternehmen auf, "die Zukunftsfähigkeit der Branche nicht durch Entlassungen aufs Spiel zu setzen". Statt Jobs abzubauen, sollte Kurzarbeit genutzt werden. An die staatseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die Landesbanken und die Deutsche Bundesbank appellierte die Bezirksleiterin, während der Bauzeit der Schiffe nötige Finanzierungen zur Verfügung zu stellen. "Ohne diese Kredite können die Werften nicht existieren", so Blankau. Generell sei auch ein europäisches Bürgschaftssystem wünschenswert. Zudem forderte die Gewerkschafterin eine Treuhandlösung für solche Schiffe einzuführen, die von den Werften auftragsgemäß produziert wurden, aber von den Kunden nicht mehr abgenommen werden. Auf lange Sicht plädiert die Gewerkschaft für umweltgerechter gestaltete Schiffe mit geringeren schädlichen Emissionen. Für einen weltweit fairen Wettbewerb müsste sich zudem die Europäische Union gegen die staatlichen Unterstützungsprogramme in China und Südkorea einsetzen, die den Wettbewerb verzerren.