Volkswagen soll Gegenangebot nachgebessert haben. Geheimes Familientreffen in Salzburg.

Stuttgart/Hamburg. Im Machtkampf mit seinem Widersacher VW-Patriarch Ferdinand Piëch ist für Porsche-Chef Wendelin Wiedeking ein "Befreiungsschlag" in greifbare Nähe gerückt. In der monatelangen Suche nach einer Geldquelle für den mit neun Milliarden Euro verschuldeten VW-Großaktionär könnte das Emirat Katar die Rettung sein: Der Golfstaat bietet der Porsche Automobil Holding SE laut Bankenkreisen rund sieben Milliarden Euro für den Kauf von Stammaktien und dessen Optionen für weitere Anteile an Europas größtem Autobauer.

Sollte dieses Geschäft zustande kommen, würde Katar mit 20 bis 25 Prozent in die Holding einsteigen - und Porsche auf einen Schlag vom Großteil seiner Schulden befreit. Das Angebot aus Katar ist mit Wiedeking "endverhandelt". Doch das letzte Wort in dem seit Wochen tobenden Machtkampf ist noch nicht gesprochen. Bis Donnerstag - dann feiert die VW-Tochter Audi 100-jähriges Jubiläum in Ingolstadt - soll eine Entscheidung gefallen sein, spätestens aber bei einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am 23. Juli. Denn auch VW gibt nicht auf: Bei der Sitzung soll neben dem Angebot aus dem Emirat vom Staatsfonds Qatar Investment Authority (QIA) auch über den möglichen Verkauf von knapp der Hälfte der Porsche AG an Volkswagen beraten werden. Laut "Spiegel" soll der VW-Konzern sein Angebot für die Übernahme von 49,9 Prozent an der Porsche AG aufgebessert haben. Statt bisher drei bis vier Milliarden Euro würde der Wolfsburger Autobauer "deutlich über vier Milliarden Euro bieten". Porsche ist mit knapp 51 Prozent größter VW-Aktionär vor dem Land Niedersachsen mit rund einem Fünftel der Anteile. Die Stuttgarter halten zudem Optionen zum Erwerb von weiteren rund 20 Prozent an VW. In Salzburg, dem Stammsitz der beiden Familien Porsche und Piëch, wurden gestern abermals Gespräche über die Zukunft geführt. Beide Firmen äußerten sich nicht zu den Verhandlungen.

Wiedeking wehrt sich mit aller Kraft gegen eine Übernahme des Sportwagenbauers durch Volkswagen. Denn das würde voraussichtlich auch ihn die Macht kosten. Schließlich hatte Wiedeking die Übernahme vorangetrieben, die den Sportwagenbauer in die finanzielle Misere trieb. Sollte der Aufsichtsrat Wiedekings Weg folgen, hätte der 56-Jährige wieder Oberwasser gewonnen. Schließlich hatte Piëch vor Wochen in Sardinien angekündigt, dass er Wiedeking nicht mehr an der Spitze eines gemeinsamen Konzerns sieht.