Hamburger Betriebe verzeichnen geringere Umsätze. Die Lage ist hier aber besser als im Bund. Kammer und Wirtschaftsbehörde schnüren ein Hilfspaket, um Pleiten zu verhindern.

Hamburg. Helmut Pokrandt (67) wähnte sich mit seinem Handwerksbetrieb auf der sicheren Seite. Hydraulikteile für die großen Containerterminalbetreiber HHLA und Eurogate zu reparieren - das schien jahrelang ein sicheres Geschäft zu sein. Doch mit der Flaute im Welthandel kommen nun auch die Hafenkonzerne immer seltener auf Pokrandts Familienbetrieb zu. "Unsere Aufträge sind um mehr als 50 Prozent eingebrochen", klagt der Chef des Hydraulik Service auf der Veddel.

Wie Pokrandt geht es derzeit vielen Hamburger Handwerksbetrieben. Die Wirtschaftskrise, die bislang noch weit entfernt schien, schlägt nun immer mehr auch auf die kleinen und mittleren Unternehmen in der Hansestadt durch. Laut einer gestern vorgestellten Konjunkturumfrage der Handwerkskammer sind die Auftragsbücher in 42 Prozent aller Betriebe dünner geworden. Bei der letzten Befragung im September vergangenen Jahres hatten nur 19 Prozent von sinkenden Aufträgen berichtet.

Auch beim Umsatz zeigt sich eine negative Tendenz. Fast die Hälfte aller Betriebe spricht mittlerweile von rückläufigen Erlösen, während es im vergangenen Jahr ein knappes Viertel war. Höhere Preise lassen sich für die Firmen ebenfalls immer weniger durchsetzen.

"Insgesamt hat sich die konjunkturelle Lage im Hamburger Handwerk im ersten Halbjahr dieses Jahres spürbar verschlechtert", resümierte Kammerpräsident Josef Katzer. Im bundesweiten Vergleich stehe die Hansestadt allerdings noch vergleichsweise gut da. Bezeichneten deutschlandweit 36 Prozent aller Firmen ihre Lage als schlecht, so seien es in Hamburg 21 Prozent. Pleiten oder größere Entlassungen habe es bislang nicht gegeben. Derzeit arbeiten in den rund 15 000 Handwerksfirmen der Stadt etwa 129 000 Beschäftigte.

Die Lage in den einzelnen Gewerken ist dabei extrem unterschiedlich. Während es zum Beispiel bei Maurern, Straßenbauern und Elektromaschinenherstellern schlecht aussieht, haben Bäcker, Fleischer und Friseure von der Krise laut Katzer noch nichts bemerkt. Auch Maler, Heizungsbauer oder Tischler, die sich um den Innenausbau von Häusern kümmern, berichteten eher von steigenden Absätzen.

Die derzeit noch undramatische Lage sollte die Firmenchefs nach Einschätzung der Kammer aber nicht dazu verleiten, jetzt die Vorsorge in den Unternehmen zu vernachlässigen. Spätestens im Herbst könnten die Investitionskürzungen in der Industrie und die steigende Arbeitslosigkeit bei den Privathaushalten die Lage noch deutlich verschlechtern, warnte Katzer. Die Kammer habe daher eine ganze Reihe von Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen entwickelt, die die Betriebe möglichst frühzeitig nutzen sollten (siehe Kasten).

Auch Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU) rief die Unternehmer auf, bereits jetzt Hilfen in Anspruch zu nehmen, um möglichst sicher durch das konjunkturelle Tal steuern zu können. Er erinnerte an die Bürgschaften durch die Stadt, die den Handwerksfirmen gewährt werden könnten. Damit könne man bei den Banken leichter Kredite zu günstigeren Konditionen bekommen. Eine allgemeine Kreditklemme gebe es zwar nicht, sagte Gedaschko. Etliche Banken müssten aber ihre Kredite zurückfahren, weil sie selbst nur mit staatlicher Hilfe überlebten.

Die zusätzlichen Investitionen der Stadt im Rahmen des Konjunkturprogramms sind laut Gedaschko nun im größeren Umfang angelaufen. Von 64 geplanten Projekten mit einem Investitionsvolumen in Höhe von 207 Millionen Euro seien mittlerweile 39 gestartet. Mehr als 100 Millionen Euro würden allein zusätzlich in den Ausbau der Krankenhäuser fließen, wovon insbesondere die Baufirmen der Stadt profitieren könnten.

Pumpenspezialist Pokrandt hat unterdessen schon seinen ganz eigenen Weg gefunden, um mit den Auftragsrückgängen zurechtzukommen. "Ich habe im Internet weltweit neue Kunden akquiriert", berichtet der Firmenchef. Dadurch ist es ihm sogar gelungen, einen Auftrag im fernen Dubai an Land zu ziehen. Zudem bekommen Pokrandt und seine elf Mitarbeiter seit einiger Zeit Post aus Polen. Dortige Bergwerksfirmen schicken Teile ihrer Lokomotiven zur Reparatur auf die Veddel. "Das gleicht die Verluste in Deutschland zwar nicht aus, hilft uns aber über den Berg bis die Konjunktur wieder anspringt", sagt der Handwerker.