Die insolvente Traditionsfirma Schiesser kann auch in Zukunft Unterwäsche herstellen. Die Gläubigerversammlung beschloss gestern einstimmig, den Wäscheproduzenten aus Radolfzell am Bodensee fortzuführen. Das teilte Insolvenzverwalter Volker Grub mit.

Konstanz. Offen ist aber noch, ob die Schweizer Besitzerfamilie Bechtler bei dem 1875 gegründeten "Feinripp"-Hersteller am Ball bleibt oder das Unternehmen verkauft wird.

Die Entscheidung darüber soll heute der Belegschaft bekannt gegeben werden. Für den Fall der Veräußerung an Investoren sprach Grub von etwa 20 ernsthaften Interessenten. Unter ihnen ist der Potsdamer Modemacher Wolfgang Joop.

Ungeachtet des Schuldenbergs von 86 Millionen Euro und des Insolvenzverfahrens ist Schiesser im laufenden Geschäftsjahr in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. "Die Insolvenz hat Sympathien für die Marke Schiesser geweckt", sagte Grub. Nach seinen Angaben wuchs der Umsatz im ersten Halbjahr 2009 um rund drei Prozent auf 60 Millionen Euro. Der Gewinn betrug zwischen Januar und Mai vor Abschreibungen 1,5 Millionen Euro. Im Vergleichszeitraum 2008 war noch ein Verlust von 300 000 Euro entstanden. Der Ordereingang für die Herbstmode dieses Jahres liege sechs Prozent über dem Plan, erklärte Grub. Bei der Wintermode seien es sogar zwölf Prozent.

Schiesser ist vor allem wegen unrentabler Lizenzgeschäfte in eine Schieflage geraten. Von den Schulden, die in den vergangenen vier Jahren aufgelaufen sind, stammen 51 Millionen aus der Produktion für Fremdfirmen wie Puma oder Tommy Hilfiger. Inzwischen ist die Firma aber aus den meisten Lizenzverträgen ausgestiegen.