Mit unerlaubten Transaktionen hat ein einzelner Händler an der Londoner Börse den Ölpreis auf den höchsten Stand seit acht Monaten getrieben - und damit die Anfälligkeit der Börse für Preismanipulationen deutlich gemacht.

London. Der Londoner Makler Steve P. war nach Angaben seines Arbeitgebers PVM Oil Futures Limited für den deutlichen Anstieg des Ölpreises Anfang der Woche verantwortlich. Der Angestellte habe die Brent-Termingeschäfte am Dienstag unautorisiert vorgenommen, teilte das Unternehmen am Freitag mit.

Die Notierung für ein Barrel (159 Liter) der Referenzmarke London Brent war am Dienstag um fast zwei Dollar auf 73,50 Dollar gestiegen. Experten zufolge kostete der Anstieg die Welt etwa 175 Millionen Dollar. Am Freitag lag der Preis für ein Barrel dieser Sorte nur noch bei rund 66 Dollar.

Der Londoner Ölmarkt ICE Futures Europe teilte am Freitag mit, er habe eine Untersuchung wegen unerlaubter Transaktionen eingeleitet. Ungewöhnliche Preisentwicklungen zögen automatisch eine solche Untersuchung nach sich, erklärte der Chef der Ölbörse, David Peniket. Die britische Finanzaufsicht FSA sei informiert worden.

Der Chef von PVM Oil, Robin Bieber, erklärte, durch die unerlaubten Geschäfte seien große Mengen Öl in den Besitz seiner Firma übergegangen. Die Transaktionen seien gestoppt worden, dennoch habe sein Unternehmen einen Verlust von etwas weniger als zehn Millionen Dollar erlitten. Auch PVM Oil selbst leitete wegen des Vorfalls eine Untersuchung ein.

In der Nacht zu Dienstag waren nach Informationen der Zeitung "Financial Times" in einer Zeit, in der es sonst ruhig an der Londoner Ölbörse ist, 16 Millionen Barrel Öl gekauft worden. Dies entspricht der doppelten Tagesfördermenge des Ölstaats Saudi-Arabien und dem 32-fachen des sonst üblichen Handelsvolumens.

Die Kaufmenge kam zustande, weil zunächst der eigenmächtig agierende PVM-Händler große Mengen Öl kaufte und dann andere Marktteilnehmer seiner Vorgabe folgten. Über die Motivation von Steve P. wollte sich das Unternehmen nicht äußern. Maklern sei es nicht erlaubt, sich selbst am Handel auf dem Rohölmarkt zu beteiligen.

Einige Fachleute sehen in dem Vorfall einen erneuten Beweis dafür, dass der Börsenhandel stärker reguliert werden muss. "Diese illegale Transaktion zeigt gut, wie leicht es ist, den Markt zu beeinflussen, wenn das Handelsvolumen insgesamt gering ist", sagte Manoj Ladwa, Analyst des Londoner Börsenspezialisten ETX Capital.