Die Jugendarbeitslosigkeit in Hamburg ist im vergangenen Jahr um dramatische 30 Prozent gestiegen. Insgesamt ist die Zahl der Erwerbslosen im Vergleich zum Vormonat aber leicht zurück gegangen.

Hamburg. Seine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker hatte er mit "befriedigend" abgeschlossen. Doch schon am Tag nach der Prüfung musste er sich arbeitslos melden. "Unserem Werkstattmeister tat es leid, dass er mich und meine beiden Kollegen nicht übernehmen konnte", erzählt Tom Bergner*. Aber wegen der Krise stellte die markengebundene Werkstatt keine Auszubildenden ein. Der 24 Jahre alte Fachabiturient hatte dabei noch Glück. Er arbeitet heute Teilzeit, will sich als Berater für Fitness und Ernährung weiterbilden und "sein Hobby zum Beruf machen".

Das gelingt nicht jedem. So gab es in Hamburg bei jungen Menschen zwischen 15 und 25 Jahren im Juni, verglichen mit dem Vorjahr, den höchsten Zuwachs unter den Arbeitslosen aller Altersgruppen. Er liegt bei fast 30 Prozent, wobei die Zahl der jungen Arbeitnehmer, die nach einer Ausbildung Anspruch auf Arbeitslosengeld haben, sogar um 47,1 Prozent stieg.

Ein alarmierendes Zeichen für den Chef der Hamburger Arbeitsagentur, Rolf Steil. Zumal seine Experten davon ausgehen, dass die Krise Firmen dazu bringt, ihren Nachwuchs nicht weiter zu beschäftigen. Nach dem Ausscheiden fehlt es dann an Berufserfahrung, sodass auch eine Rückkehr in den Job schwerfällt. "Ich kann nur appellieren, die Jugendlichen nicht in die Arbeitslosigkeit zu schicken", sagt Steil. "Es gibt kaum bessere Fachkräfte als die, die man gerade ausgebildet hat."

"Immer schwieriger, junge Leute zu übernehmen"

Doch die will häufig niemand haben. So hat sich die Zahl der jungen Arbeitslosen in Hamburg in den vergangenen Monaten bei mehr als 7000 eingependelt. Knapp 3000 von ihnen erhalten Arbeitslosengeld, haben also feste Anstellungen hinter sich. "Entlassen wird, wer am schlechtesten abgesichert ist - zu ihnen zählen junge Leute, die ausgelernt haben", sagt der Hamburger DGB-Jugendsekretär Olaf Schwede. "Wir haben noch keinen massiven Einbruch bei Übernahmen", sagt Ver.di-Sekretär Michael Börzel. Ausnahmen seien einige Reiseanbieter, auch der Handel denke seit Jahren über eine Verringerung der Neueinstellungen nach.

"Die Zahl der Firmen und der Mitarbeiter in unserer Branche sinkt. Da wird es immer schwieriger, junge Leute zu übernehmen", räumt Ulf Kalkmann, der Sprecher des Hamburger Einzelhandels, ein. Die Übernahmequote betrage noch mehr als 95 Prozent. Doch die Zahl der Ausbildungsplätze liege um fünf Prozent niedriger als zuvor.

Ohnehin hatten es junge Leute auch zuletzt schwer, feste Anstellungen zu erhalten. "So hatten die 21- bis 24-Jährigen in den Zeitarbeitsfirmen zuletzt einen hohen Anteil", sagt Tanja Buch vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung, das zur Bundesagentur für Arbeit zählt. Doch in der Krise steht diese Alternative kaum mehr zur Verfügung. Der Schluss liegt nahe, dass sich nun mehr junge Menschen arbeitslos melden müssen.

Agenturchef Steil wertete es gestern als Lichtblick für Hamburg, dass die Zahl der festen Arbeitsplätze zuletzt um zwei Prozent auf 810 200 gestiegen ist. Nur Berlin liegt hier besser. Genau wie im Bundesschnitt sank die Zahl der Arbeitslosen in Hamburg im Juni zum Vormonat leicht - um 1,2 Prozent oder 951 auf 78 067. Die Quote beträgt 8,5 Prozent, während sie auf Bundesebene bei einem Minus von 48 000 Arbeitslosen bei 8,1 Prozent liegt. Zufrieden ist der Chef der Bundesagentur Frank-Jürgen Weise nicht. "Die Rezession hat die Frühjahrsbelebung überlagert", sagte er. Zum Vergleich: In den Boomjahren sanken die Arbeitslosenzahlen im Juni stets um 130 000.

* Name geändert