Die Flusskreuzfahrten der Neustädter Reederei Deilmann stehen vor dem Aus. Das Unternehmen hat am Donnerstag für diesen Bereich einen Insolvenzantrag gestellt.

Neustadt/Hamburg. Bis Ende Oktober/Anfang November soll der Geschäftsbetrieb weitergehen. Vom Jahresende an sollen die Reisen voraussichtlich aber nicht fortgeführt werden, teilte das Unternehmen mit. Betroffen sind 250 Mitarbeiter an Bord, von denen etwa 25 Prozent als Saisonkräfte arbeiten. "Wie es bei den Beschäftigten und mit den neun Flusskreuzfahrtschiffen weitergeht, ist offen", sagte eine Reedereisprecherin. Der vorläufige Insolvenzverwalter Detlef Stührmann wolle sich zunächst einen Überblick verschaffen.

Hintergrund für die Entscheidung der von den Zwillingen Gisa und Hedda Deilmann geführten Reederei ist ein Rückgang beim Umsatz um mehr als 50 Prozent in diesem Jahr. Die Reederei habe dabei vor allem unter den gegenüber dem Euro stark eingebrochenen Wechselkursen für den Dollar und das britische Pfund gelitten, die die Reisen für Ausländer teurer machen. "Die Amerikaner bleiben derzeit lieber zu Hause. Das betrifft die gesamte Branche", bestätigte Torsten Schäfer, Sprecher des Deutschen Reiseverbandes (DRV).

"Weitere Pläne in der Schublade"

Doch die Flusskreuzfahrten sind immer noch einer der am stärksten wachsende Touristikbereiche. "Von 1998 bis 2008 ist die Zahl der Passagiere um 238 Prozent und der Umsatz um 296 Prozent gewachsen", so Schäfer. So stieg auch 2008 die Zahl der Gäste um 14,8 Prozent auf knapp 384 000, der Umsatz um 12,3 Prozent auf knapp 443 Millionen Euro. Selbst 2009 soll der Zuwachs zweistellig sein.

Kreuzfahrtexperten sehen auch interne Probleme bei Deilmann. So gebe es immer weniger Interessenten an traditionellen Kreuzfahrten, für die das Unternehmen stehe. Auch sei der frühe Vorstoß auf die Rhone, die jetzt als eines der beliebtesten Fahrtgebiete gilt, nicht ausreichend genutzt worden. "Die Schiffe werden sicher von anderen Reedereien übernommen und profitabel weiterbetrieben werden", so ein Experte zum Abendblatt.

Bei der Neustädter Reederei setzt man jetzt auf die Hochseekreuzfahrten, die von der Insolvenz nicht betroffen sind. Das Reiseangebot für die als ZDF-Traumschiff bekannte "Deutschland" wird ausgebaut. "Zudem", versicherte die Sprecherin, "haben wir noch die Pläne für ein zweites Schiff in der Schublade."