Mit der symbolischen Verbrennung von 120 Millionen Euro haben Beschäftigte des Deutschen Rings in Hamburg gegen die “Zerschlagung“ der früheren Versicherungsgruppe demonstriert.

Hamburg. - Nach Angaben des Betriebsrats werden die Kosten für die Trennung der IT-Systeme, für Arbeitsplatzverlagerungen und Sozialpläne von externen Experten auf diesen Betrag geschätzt.

Der Hintergrund: Die Lebens- und die Sachversicherung des Deutschen Rings (DR), die Töchter der Schweizer Baloise-Gruppe sind, sollen künftig enger mit den Schwestergesellschaften der Basler Versicherungen zusammenarbeiten, während die Deutsche Ring Krankenversicherung ihren Kunden gehört und sich mit der Signal-Iduna-Gruppe zusammengeschlossen hat, die ebenfalls ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit ist. Derzeit laufen Verhandlungen zwischen der Baloise und Signal Iduna, in denen es unter anderem um die Zukunft von 950 Beschäftigten in Hamburg geht, die gemeinsame Arbeitsverträge mit allen drei DR-Gesellschaften haben.

Das Vorgehen des Schweizer Versicherers sei "wirtschaftlich unsinnig", argumentiert der Betriebsrat, denn die DR-Unternehmen profitierten durch ihre enge Vernetzung seit Jahren von bestehenden Synergien. "Mit der Zerschlagung zerstört die Baloise erfolgreiche Strukturen, ohne ein tragfähiges Neukonzept anbieten zu können", sagte DR-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Sven Kluth.

Als Ort der Protestaktion hatten die DR-Beschäftigten das Störtebeker-Denkmal auf dem Grasbrook gewählt, weil man die Baloise-Vorstände als "Piraten der Neuzeit" sieht, wie Betriebsrätin Kristina Andresen dem Abendblatt sagte. Einer der Mitarbeiter trug eine Maske mit dem Porträt des Verwaltungsratspräsidenten der Baloise, Rolf Schäuble.

Bereits in den vergangenen Monaten trug die Auseinandersetzung zwischen der Baloise und dem Betriebsrat in Hamburg teilweise skurrile Züge. Dabei setzen die Arbeitnehmervertreter auf medienwirksame Aktionen und haben eigens eine PR-Agentur beauftragt. Außerdem richteten sie eine Internetseite mit dem Titel "verbaselt" - Basel ist der Sitz der Baloise - ein, auf der sich immer wieder polemische und teils verletzende Darstellungen fanden, die in mehreren Fällen nach Abmahnungen der Gegenseite entfernt werden mussten. Auch am Freitag reagierte die Baloise prompt: Die genannte Zahl von 120 Millionen Euro entspreche nicht den Tatsachen, wurde mitgeteilt. Zu den Inhalten der Verhandlungen mit der Signal Iduna könne man sich derzeit nicht äußern.