Die Reederei Hamburg Süd könnte in diesem Jahr Verluste schreiben, befürchtet die Oetker-Gruppe. 2008 brachte das Reedereigeschäft mit 48,2 Prozent den größten Anteil am Konzernumsatz.

Bielefeld. "Die Situation ist in den vergangenen zwei Monaten sicherlich nicht besser geworden", sagte Reedereichef Ottmar Gast gestern in Bielefeld. "Im Vergleich zum Wettbewerbsumfeld würden wir mit moderaten Verlusten aber noch mit einem blauen Auge davonkommen."

Der Bielefelder Mischkonzern tritt angesichts unerwartet schlechter Geschäfte auf die Kostenbremse. Es sei schwer abzuschätzen, wie lange die Wirtschaftskrise, von der Oetker in Teilen betroffen sei, anhalte, sagte der persönlich haftende Gesellschafter August Oetker. Oetker wolle deshalb sein Geld stärker zusammenhalten. Einige Projekte würden zurückgestellt, etwa die Modernisierung von Produktionsstätten. Es werde aber nicht zulasten der Mitarbeiter gespart. "Wir wollen nicht an das Personal ran, um Kosten zu senken", sagte Oetker.

Im Jahr 2009 habe sich der Umsatz aller Firmen bislang schlechter als erwartet entwickelt, sagte Finanzchef Ernst Schröder. Bereits 2008 seien die Investitionsbudgets massiv gekürzt worden. Nur strategisch wichtige Investitionen würden verfolgt. Gleiches gelte für Akquisitionen. Oetker wolle sein Pulver trocken halten für Zukaufmöglichkeiten, die sich aus der Krise im nächsten oder übernächsten Jahr ergeben könnten. Derzeit seien keine großen Zukäufe geplant.

Das gilt wohl auch für den Biermarkt, auf dem Oetker mit der Radeberger-Gruppe aktiv ist. Auf die Frage, ob der Konzern Interesse am Deutschland-Geschäft des belgischen Bierbrauers InBev mit den Marken Beck's, Hasseröder oder Franziskaner habe, antwortete Radeberger-Chef Albert Christmann ausweichend. Der Preis müsse den Vorstellungen entsprechen, sagte er. Eine Erhöhung des Anteils am Handelskonzern Douglas von derzeit 25,9 Prozent schloss Schröder dagegen aus.

Oetker habe zwei Aufsichtsratssitze bei Douglas und könne mit seiner Sperrminorität die Entwicklung gut begleiten. Douglas sei eine Beteiligung, die sein Vater eingegangen sei unter dem Motto, es sei gut, so etwas zu haben, um es liquidieren zu können, wenn es nötig sei, sagte Oetker.

2008 stieg der Umsatz von Oetker - zu dem neben Schifffahrt, Lebensmitteln und Getränken auch das Bankhaus Lampe, Hotels und eine chemische Fabrik zählen - um 19,3 Prozent auf gut 9,2 Milliarden Euro. Hamburg Süd erhöhte die Erlöse um 24 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Nach der Reederei lagen die Nahrungsmittel mit 22,2 Prozent und Bier mit 17,8 Prozent am Gesamtumsatz auf Platz zwei und drei.