Die Insolvenzverwalter in Deutschland rechnen spätestens für 2010 mit einem neuen Rekord bei den Firmenpleiten.

Hamburg. - Demnach wird die Zahl der Unternehmenszusammenbrüche in diesem Jahr um knapp 20 Prozent und im kommenden Jahr noch einmal um gut elf Prozent steigen, womit der bisherige Höchststand von 39 000 Pleiten aus dem Jahr 2003 übertroffen werden dürfte. Dies ist das Resultat einer Umfrage der Hamburger Kreditversicherung Euler Hermes zusammen mit dem Zentrum für Insolvenz und Sanierung (ZIS) an der Universität Mannheim.

Gut ein Drittel aller aktuellen Insolvenzanträge wurden der Studie zufolge durch die weltweite Rezession ausgelöst. Das Ausbleiben neuer Aufträge wird als der mit Abstand wichtigste Grund für den Anstieg der Pleitefälle genannt. Doch auch die zurückhaltendere Kreditvergabe der Banken spielt eine Rolle. "Vor einigen Jahren waren es eher Großbanken, die Kredite verweigerten", sagte Markus Ernestus, Insolvenzverwalter und ZIS-Vorstandsmitglied. "Heute verhalten sich auch Sparkassen und Volksbanken so, trotz engster persönlicher Beziehungen zu den Unternehmern wird stringent entschieden."

Der Umfrage zufolge wünschen sich viele Insolvenzverwalter, dass während der Krise die Rechtsvorschrift, wonach beim Übergang von Betriebsteilen auf einen neuen Investor alle Arbeitsplätze übernommen werden müssen, ausgesetzt wird. "In zahlreichen Fällen könnten dann wenigstens die Hälfte oder zwei Drittel der Stellen eines Betriebs gerettet werden, während sich wegen der aktuellen Rechtslage häufig kein Käufer findet", sagte der Insolvenzexperte und ZIS-Vorstandsvorsitzende Georg Bitter.