Um Indizes richtig interpretieren zu können, kommt es auf den Vergleichswert an. Dies gilt auch für den bundesweit bekannten Index für das deutsche Konsumklima, der monatlich von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg errechnet wird.

Hamburg. Für Juli erwarten die Statistiker aus der Frankenmetropole einen Indexwert von 2,9 Punkten nach 2,6 Punkten im Juni. Und viele Nachrichtenagenturen jubeln, sprechen von "Kauflust" und "Konsumfreude". Blickt man allerdings ein wenig in das Archiv der GfK kann von Shoppingfieber kaum die Rede sein. So lag der Index Ende 2006 bei mehr als neun Punkten und zu Beginn des Jahres 1999 sogar bei fast 27 Punkten. Der Wert errechnet sich aus den Ergebnissen einer Umfrage unter 2000 Konsumenten. Bei ihnen werden die Einkommens- und Konjunkturerwartungen ebenso abgefragt wie die Anschaffungsneigung; also die Absicht, langlebige Güter wie ein Auto zu kaufen.

Sehr überraschend fällt allerdings der GfK-Teilindex für die Einkommenserwartung aus. Hier wird den ausgewählten Konsumenten folgende konkrete Frage gestellt: Wie wird sich die finanzielle Lage Ihres Haushalts in den kommenden zwölf Monaten entwickeln? Und die Hoffnung auf eine Besserung der aktuellen finanziellen Situation wächst offenbar trotz rapide zunehmender Kurzarbeit. Denn der Wert liegt für Juli nur noch mit 3,3 Punkten im Minus. Zum Vergleich: Ende 2002 war er auf minus 24,5 Punkte abgestürzt. Die Hoffnung auf steigende Einkommen können selbst gestandene Volkswirte nur schwer erklären. Verantwortlich dafür dürften nach Meinung der GfK der Rückgang der Inflationsrate und die Aussichten auf eine kräftige Rentenerhöhung zum 1. Juli sein.

Blicken die Arbeitnehmer in ihre Lohntüte, muss ihnen eher Angst und Bange werden. Denn bereits im ersten Quartal sind ihre Realeinkommen (nach Abzug der Inflationsrate) um 0,4 Prozent gesunken, wie das Statistische Bundesamt gestern mitteilte. Geringere Sonderzahlungen und Einkommensverluste infolge von Kurzarbeit waren dafür die Hauptgründe.

"Warum das Konsumklima sich im Juli leicht verbessert hat, während die Realeinkommen sinken - das gibt schon Rätsel auf", sagt der Konjunkturexperte des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Alfred Boss, dem Abendblatt. Möglicherweise seien der Kinderbonus in Höhe von 100 Euro, die Erhöhung des Kindergeldes und die Steuerrückzahlungen bei der Pendlerpauschale dafür verantwortlich - denn sie würden bei der Berechnung des Realeinkommens nicht berücksichtigt. Allerdings warnt Boss vor zu großer Euphorie mit Blick auf steigende Arbeitslosenzahlen: "Das dicke Ende steht uns möglicherweise noch bevor."