Ein weiterer schwarzer Tag für das Osnabrücker Traditionsunternehmen Karmann: Gestern um 11.35 Uhr verließ das letzte Auto das Fließband am Unternehmensstammsitz - ein Mercedes CLK-Cabrio 200 Kompressor.

Osnabrück. "Die Situation war bitter", sagte der Betriebsratsvorsitzende Wolfram Smolinski: "Sie war geprägt von Trauer und Wehmut."

Seit 1949 hatte Karmann mehr als 3,3 Millionen Autos gebaut, darunter solche legendären Fahrzeuge wie die Cabriovariante des VW-Käfers, den Karmann-Ghia oder den VW Scirocco. Dieser Geschäftszweig ist seit gestern endgültig Vergangenheit. Die derzeit noch rund 2000 Beschäftigten blicken in eine ungewisse Zukunft. Anfang Juli muss Insolvenzverwalter Ottmar Hermann seinen Bericht dem Insolvenzrichter vorlegen, der über die Eröffnung des regulären Insolvenzverfahrens entscheidet.

Dass der Fahrzeugbau schließen würde, war schon lange abzusehen. Es war dem Unternehmen zuletzt nicht mehr gelungen, Anschlussaufträge für den in Osnabrück produzierten Mercedes und das im benachbarten Rheine gebaute Audi-A4-Cabrio zu erlangen. Daher hatte die Geschäftsführung bereits im vergangenen September das Ende des Fahrzeugbaus und die künftige Konzentration auf Cabrio-Dachsysteme und Fahrzeugentwicklung bekannt gegeben. Am 8. April aber musste das gesamte Unternehmen Insolvenz anmelden.

Die weltweite Autokrise hatte die Situation von Karmann noch weiter verschärft. Von Ende 2007 an schrumpfte die Belegschaft von 7000 Beschäftigten schnell, weitere 300 der rund 2000 Mitarbeiter müssen demnächst gehen, vielen droht Kurzarbeit. Hoffnungen setzt die Firma auf das Elektroauto, das die Osnabrücker für den Oldenburger Energieversorger EWE entwickeln. Bei einem Erfolg dieses Modellprojekts plant Karmann, unter eigenem Namen Elektroautos zu bauen und an Endkunden zu verkaufen.