Dieter Ammer steht selbst auf der Liste der mutmaßlichen Bilanzfälscher der Hamburger Solarfirma, weist allerdings jegliche Schuld von sich.

Hamburg. In einem Schreiben, das Abendblatt.de vorliegt, wandte sich Conergy-Vorstandschef Dieter Ammer gestern an seine Mitarbeiter. "Auch ich befinde mich unter den Personen, gegen die von der Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt wird", erklärte er darin. Ammer, der zum Tatzeitpunkt Aufsichtsratschef von Conergy war, ergänzte: "Weder ich noch der Bilanzausschuss oder der Aufsichtsrat haben zu irgendeinem Zeitpunkt von eventuellen Bilanzfälschungen gewusst, geschweige denn sie begleitet." Seine Aktienverkäufe aus dem Jahr 2007 habe er zudem niemals mit Insiderwissen getätigt.

Die Staatsanwaltschaft Hamburg verdächtigt elf Personen, darunter ehemalige Vorstände, Bilanzen gefälscht, den Aktienkurs manipuliert und Insiderhandel betrieben zu haben. 125 Ermittlungsbeamte durchsuchten 24 Büros und Wohnungen in Hamburg, Berlin, Stuttgart und München. Dabei sei umfangreiches Beweismaterial sichergestellt worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Im Falle einer Verurteilung drohen den Beschuldigten bis zu fünf Jahre Haft. Die Conergy-Aktie, die 2007 mehr als 23 Euro wert war, büßte gestern bis zu neun Prozent ein und notierte bei 58 Cent. Bereits am Vortag war der Kurs um sieben Prozent gesunken.

Die Manipulationen mittels unrichtiger Ad-hoc-Mitteilungen sollen sich im Zeitraum November 2006 bis April 2007 zugetragen haben. Ammer verwies darauf, dass er als Aufsichtsratschef die Aufklärung der Ereignisse in die Wege geleitet und sowohl die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung als auch die Marktaufsicht BaFin unterstützt habe."Ich bin deswegen überrascht und enttäuscht, dass die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen hat", erklärte er. Das Unternehmen hat bei seinen Ex-Vorständen in Bezug auf die Vorfälle bereits Schadenersatz geltend gemacht.

Der einstige Börsenstar Conergy war 2007 knapp an der Pleite vorbeigeschrammt und blieb auch 2008 tief in den roten Zahlen stecken. Im ersten Quartal 2009 fiel der Umsatz um 70 Prozent auf 65 Millionen Euro, unter dem Strich verbuchte die Firma einen Verlust von 28 Millionen Euro. Der Gründer und frühere Vorstandschef Hans-Martin Rüter hatte sich bei dem Versuch verhoben, die Firma durch Zukäufe zu einem Ökoenergie-Mischkonzern auszubauen.