Über Flüsse und Kanäle sollen künftig deutlich mehr Container transportiert werden. Wirtschaftssenator will Hafen neue Chancen eröffnen. Umweltschützer laufen Sturm.

Hamburg. Hamburgs Wirtschaftssenator Axel Gedaschko setzt auf das Binnenschiff als Verkehrsmittel der Zukunft und will so dem Hafen neue Chancen eröffnen. "Gerade asiatische Konzerne wie Panasonic oder Sharp sehen Hamburg als idealen Standort für die Anbindung Osteuropas", sagte Gedaschko bei einer Informationsfahrt zu einem Schubverband der Deutschen Binnenreederei. Auch passe das Binnenschiff zu den Zielen des Senats beim Klimaschutz. "Jeder Lkw, der nicht fährt, entlastet die Umwelt."

Für Hamburg hält der Senator 500 000 Standardcontainer (TEU) und damit einen viermal so hohen Anteil wie bisher für möglich. 2008 waren noch 120 000 Container auf Binnenschiffe verladen worden. In einem Gutachten hat die Uniconsult Universal Transport Consulting nun Empfehlungen für den Binnenschifftransport vorgelegt.

Dabei geht es unter anderem darum, den Umschlag von See- und Binnenschiffen voneinander zu trennen und über spezielle Liegeplätze für Binnenschiffe nachzudenken, wie Björn Pistol sagte, der die Studie gestern vorstellte. Zudem sei neben neuen Schiffen der Ausbau der Elbe nötig, um Risiken wie Niedrig- und Hochwasserstände oder auch defekte Schleusen zu vermeiden. Gedaschko sieht zudem gute Chancen für Hamburg bei der Anbindung von Berlin. Auch das Schiffshebewerk in Scharnebeck, das derzeit für bis zu 100 Meter lange Schiffe genutzt werden kann, müsste ausgebaut werden.

Das Gutachten sieht die Binnenschiffe derzeit jedoch zudem bei den Kosten im Nachteil. "Da das Verladen der Container auf die Schiffe nicht wie der Verkehr per Bahn gefördert wird, muss bei einem Binnenschiff bis zu 100 Euro bezahlt werden, während bei Bahn und Lkw 45 Euro anfallen", so Pistol.

Gedaschko will mit dem Projekt, das im Rahmen der Logistik-Initiative weiterverfolgt werden soll, "das Binnenschiff als ökonomisch, ökologisch und unter Sicherheitsaspekten optimalen Verkehrsträger stärker in die Transportketten" einbeziehen. Allerdings warnten gestern die Umweltschutzorganisationen Nabu und BUND vor dem Ausbau der Mittel- und Oberelbe.

Die Elbe sei "der letzte relativ unverbaute Fluss in Mitteleuropa und über weite Strecken nach deutschem und europäischem Naturschutzrecht geschützt", argumentiert der Bund. "Wertvolle Naturräume wie Auwälder und Flachwasserzonen" gingen verloren, so Alexander Porschke, zweiter Vorsitzender des Nabu und Ex-GAL-Umweltsenator. "Die Elbe darf nicht zu einem Highway für Schiffe verkommen."