Sein Ruf als exzellenter und unbestechlicher Finanzfachmann ist unbestritten. Der langjährige Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) jongliert mit Zahlen, Tabellen und seinen berühmten Folien, dass dem Publikum fast schwindlig wird.

Frankfurt - In fünf Jahren schaffte es der Volkswirt mit dem Taschenrechner im Kopf, ein strukturelles Defizit im Berliner Haushalt von 5,2 Milliarden Euro auf null zu reduzieren. Jetzt erhält er inmitten der schlimmsten Finanzmarktkrise eine neue Herausforderung: Sarrazin wechselte zum 1. Mai in den Vorstand der Deutschen Bundesbank. Der frühere Bremer Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) löst ihn in der Hauptstadt als Senator ab.

Mit der Berufung Sarrazins wird der Vorstand der Bundesbank von sieben auf sechs Mitglieder verkleinert. Die bisherigen Vorstandsmitglieder Hermann Remsperger und Hans Reckers schieden zugleich aus ihrem Amt aus. Für welches Ressort Sarrazin verantwortlich wird, ist noch nicht bekannt: Die künftige Aufgabenverteilung steht noch aus. Die Bundesbank nutzt die Verkleinerung des Vorstands zur Gründung des neuen Zentralbereichs Finanzstabilität, sagte Bundesbank-Präsident Axel Weber. "Es ist noch gar nicht so lange her, dass manche behaupteten, Finanzstabilität sei ein Modethema. Heute würde dies keiner mehr behaupten."

Der Ex-Finanzsenator freut sich bereits auf seine Aufgabe: "Nur in Krisen kann man sich bewähren", lautet einer seiner Wahlsprüche. Doch ebenso bekannt ist Sarrazin für seine provozierenden Äußerungen. Der Umgang mit mir war nicht immer einfach", bekennt er selbst.