Wenige Tage vor dem Ablauf des staatlichen Übernahmeangebots für den maroden Immobilienkonzern Hypo Real Estate wird die Enteignung des Großaktionärs J.C. Flowers immer wahrscheinlicher.

München/Berlin - Flowers kündigte an, er werde seine Aktien nicht für 1,39 Euro je Stück an den Bund verkaufen und notfalls rechtliche Schritte einleiten.

Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) ließ unterdessen an seiner Entschlossenheit keinen Zweifel: Wenn Flowers das Angebot nicht annehme, dann werde es eine Enteignung geben. Die Preisvorstellungen des US-Investors seien zu hoch.

Der Bund hat die Möglichkeit einer Enteignung, nachdem die Bundesregierung im Februar das "Rettungsübernahmegesetz" gebilligt hatte, das diesen Schritt als letztes Mittel ermöglicht. Steinbrück verwies darauf, dass die HRE-Aktionäre im Grunde schon enteignet seien, denn das Institut existiere nur noch dank der Finanzhilfen von 102 Milliarden Euro.

Flowers und ihm verbundene Investoren hielten zuletzt rund 22 Prozent der Aktien. Nur ein kleiner Teil von ihnen, die weniger als ein Prozent der Aktien hielten, würden das Angebot annehmen, hieß es. Die anderen hätten sich dagegen entschieden. "Als längerfristig orientierte Investoren wollen wir das Unternehmen auf dem Weg in die Zukunft begleiten", so Flowers.

Einer möglichen Klage von Flowers sieht Steinbrück "ganz gelassen" entgegen: "Soll er klagen, ist sein gutes Recht." An dem weiteren Verfahren ändere sich nichts. Zunächst werde das Auslaufen der Annahmefrist für das Kaufangebot abgewartet. Dann werde sich zeigen, was sich daraus ergebe. "Aber die Vorstellung von Herrn Flowers, er könnte mit Preisen und Angeboten rechnen, die darüber hinausgehen, ist schlicht ein Irrtum." Das staatliche Übernahmeangebot an die Aktionäre der HRE läuft noch bis Montag. Die Offerte lief bisher schleppend an. Bisher sicherte sich der Bund mit dem Kaufangebot lediglich weitere 7,55 Prozent des Grundkapitals und der Stimmrechte. Zusammen mit dem seit Ende März gehaltenen HRE-Anteil kommt der Staat damit auf 16,2 Prozent an dem angeschlagenen Immobilienfinanzierer.