Vorstandschef Stracke lässt die Zukunft des Werks nach 2014 offen. Insgesamt 3500 Opelaner müssen damit weiter um ihre Zukunft bangen.

Bochum. Es sieht aus wie bei einem Trauergottesdienst. Ein schwarzer Vorhang hängt am Tor 4 des Bochumer Opelwerks quer über die Straße. Nur gedämpft dringen gestern die Stimmen aus der dahinter liegenden Lagerhalle durch den dicken Stoff. Es ist 8 Uhr, der Betriebsrat hat zu einer Belegschaftsversammlung eingeladen. Insgesamt 3500 Opelaner bangen wieder einmal um ihre berufliche Zukunft. "Die Menschen im Revier haben es satt, verarscht und belogen zu werden", schimpft der Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel und ergänzt lautstark: "Sie versuchen, die Belegschaft zu betrügen!"

Die verbalen Attacken gelten Karl-Friedrich Stracke, dem Vorstandsvorsitzenden der Adam Opel AG. Von ihm erwarten die Arbeiter in Bochum an diesem Tag Klartext. Doch stattdessen geht die nervenaufreibende Hängepartie weiter. "Es gibt keine Entscheidung zu Bochum nach 2014", sagt Stracke leise. Bis zum 28. Juni werde das Management dem Aufsichtsrat ein Konzept vorlegen - einschließlich der Pläne für Bochum. Die Beschäftigten reagieren mit Wut und Pfeifkonzerten.

Der Bochumer Betriebsrat verlangt eine Zusage, dass der bisher im Ruhrgebiet gefertigte Familien-Van Zafira für die gesamte Laufzeit des Modells im Werk bleibt. Hintergrund ist die geplante Verlagerung der Astra-Produktion aus dem Stammwerk Rüsselsheim ins Ausland. Arbeitnehmervertreter befürchten nun, dass die Bochumer Zafira-Fertigung von 2015 an auf die freigewordenen Kapazitäten in Rüsselsheim verlagert wird - und Bochum damit vor dem Aus steht. Stracke weist das auf der Versammlung zurück: "Ich habe zu keinem Zeitpunkt den Zafira von Bochum in Rüsselsheim angeboten."

Stracke lobte ausdrücklich den Qualitätsstandard des Bochumer Werks. Andererseits müssten die Kosten in den Griff bekommen werden. Die US-Mutter General Motors will bei der verlustreichen Tochter kräftig sparen. Bis Ende 2014 sind die deutschen Standorte vertraglich gesichert.

Einenkel kündigt an, ohne klare Perspektive den für 2010 bis 2014 vereinbarten zeitweisen Lohnverzicht nicht mehr mitzutragen. Für Bochum seien das gut 20 Millionen Euro jährlich. Das Management greift er scharf an. Die Entscheidung, die Produktion des Kompaktwagens Astra ins Ausland zu verlagern, sei verhängnisvoll. "Das werden Sie bei den Verkaufszahlen in Deutschland merken", sagt er zu Stracke. Bochum habe nach den offiziellen Werkszahlen den höchsten Qualitätsstandard und derzeit auch die beste Produktivität im Verbund. Trotzdem werde der Standort schlechtgeredet. "Das ist schmutzig", sagt Einenkel. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) lobte die hoch qualifizierten Mitarbeiter und ein dichtes Zulieferernetzwerk: "Die Mitarbeiter hier können Qualität bauen."