Die Restrukturierung der Hamburger Buchhandelskette belastet den Mutterkonzern mit 165 Millionen Euro. 15 Filialen droht das Aus.

Hagen/Hamburg. Der Handelskonzern Douglas muss einen Gewinneinbruch hinnehmen. Hintergrund ist der Sanierungsfall der Hamburger Buchhandelskette Thalia, die den Mutterkonzern im ersten Halbjahr tief in die Verlustzone gebracht hat. Von Oktober bis März des Geschäftsjahres 2011/2012 (zum 30. September) fiel nach Steuern ein Fehlbetrag von 63,3 Millionen Euro an, teilte Douglas gestern mit. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2010/11 wurden noch 78,6 Millionen Euro verdient. Die Aktionäre müssen deshalb voraussichtlich auf eine Dividende für das laufende Jahr verzichten. Endgültig darüber entscheiden wollen Vorstand und Aufsichtsrat im Dezember, wenn alle Zahlen für das laufende Geschäftsjahr vorliegen.

Thalia ist einer der größten deutschen Buchhändler, steht aber vor allem durch Internet-Konkurrenten wie Amazon und das Aufkommen von elektronischen Büchern unter Druck. Schon seit zehn Jahren geht die Bedeutung des stationären Buchhandels zurück. Noch wird zwar jedes zweite Buch dort gekauft. Experten erwarten jedoch, dass der Anteil innerhalb von zehn Jahren auf 40 Prozent sinkt.

+++ Douglas-Konzern rutscht in die roten Zahlen +++

+++ Buchhandelsgruppe Thalia schließt 15 Läden +++

Als Reaktion baut Thalia deshalb das eigene Online-Angebot aus. In den ersten sechs Monaten gab es hier ein Umsatzplus von 15 Prozent auf mehr als 130 Millionen Euro. Dazu sollen die Thalia-Filialen verkleinert werden. "Nicht sehr viel größer als 500 bis 600 Quadratmeter" sollten die Flächen künftig im Schnitt sein, hatte Henning Kreke, der Chef des Douglas-Konzerns, zuletzt gesagt. Dagegen messen die Hamburger Filialen in der Spitaler Straße und an den Großen Bleichen 2000 Quadratmeter und mehr.

Komplett auf dem Prüfstand stehen 15 der 235 Inlandsfilialen. "Es ist möglich, dass es zu Schließungen kommt. Das wäre aber die letzte Alternative", sagte Thalia-Sprecherin Mirjam Berle dem Abendblatt. Zuvor würden Untervermietungen oder Shop-in-Shop-Konzepte geprüft. "Entschieden ist noch nichts." Das gelte auch für die Entwicklung bei den Mitarbeitern. Sollten Stellen wegfallen, könnte dies auch über die Fluktuation sowie einen Wechsel an andere Standorte geregelt werden. "Allerdings können wir einen Personalabbau auch nicht ausschließen."

Die Kosten für die Sanierung von Thalia machten sich jetzt bei Douglas bemerkbar. Insgesamt verbuchte der Konzern 165,1 Millionen Euro an Sonderkosten. Der Großteil von 128,8 Millionen Euro entfiel auf Abschreibungen. Für die geplante Restrukturierung wurden weitere 36,3 Millionen Euro zurückgestellt. "Die Maßnahmen stehen noch ganz am Anfang", sagte eine Sprecherin. Erste Versuche gab es in Krefeld und Kassel, wo ein Berliner Spielwarenhändler ein Shop-in-Shop-Angebot bei Thalia testete. Künftig könnte der Umsatzanteil von Spielen und Geschenkartikeln auf bis zu 40 Prozent steigen.

Beim Umsatz konnte Douglas in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2011/12 zulegen. Dazu trug das in diesem Jahr frühe Ostergeschäft bei, das komplett in das zweite Quartal fiel. Wachstumstreiber waren die Douglas-Parfümerien in Deutschland sowie die Juwelierkette Christ. Berechnet auf die ersten sieben Monate stieg der Umsatz um zwei Prozent auf 2,168 Milliarden Euro. "Alles in allem sind wir mit der operativen Entwicklung im ersten Halbjahr einigermaßen zufrieden", sagte Douglas-Chef Kreke. Bei Thalia ging der Erlös jedoch von 517 auf 513,3 Millionen Euro zurück.

Im Gesamtjahr soll das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) nun eher am unteren Ende der Prognose von 200 bis 250 Millionen Euro liegen. Der Umsatz soll weiterhin leicht auf mehr als 3,4 Milliarden Euro steigen. Die Gründerfamilie Kreke liebäugelt derzeit damit, Douglas von der Börse zu nehmen. Deswegen wird geprüft, Anteile mit der Hilfe von Finanzinvestoren hinzuzukaufen.