Der Mutterkonzern EADS sieht Chancen durch niedrigen Euro-Kurs. Für 2010 ist ein Gewinn von rund einer Milliarde Euro geplant.

Hamburg. Der Euro gehörte für Louis Gallois immer zu seinen Hauptthemen. Der an französischen Elitehochschulen ausgebildete Manager und "Ritter der Ehrenlegion", seit 2007 allein an der Spitze des europäischen Luftfahrtkonzerns EADS , klagte öffentlich stets über den hohen Kurs der europäischen Währung gegenüber dem Dollar. Denn alle Verkäufe, die die Flugzeugbauer abschließen, werden in der US-Währung ausgehandelt. Mehr als die Hälfte der Fertigungskosten entstehen aber in Euro. Da hilft allein eine teure Währungssicherung, um sich vor bösen Überraschungen zu schützen.

Jetzt jedoch kommt Gallois die Schuldenkrise im Euro-Land, die den Dollar auf ungeahnte Höhen katapultierte, zur Hilfe. Zwar kosteten die nun nicht mehr notwendigen Verträge die größte EADS-Tochter im ersten Quartal noch einmal 300 Millionen Euro. Doch künftig dürfte Gallois eine Sorge weniger haben. "Mittel bis langfristig", so der EADS-Chef am Freitag, "werden wir vom Dollar-Trend profitieren."

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Positive Nachrichten vermeldete bei der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal auch EADS-Finanzchef Hans Peter Ring. Für das Sorgenkind A380, das lange mit Problemen mit der Verkabelung zu kämpfen hatte und im Oktober 2007 erst mit zwei Jahren Verspätung an Singapore Airlines ging, seien keine weiteren Rückstellungen mehr geplant. Bis zum Jahresende sollen statt wie zuletzt zehn zumindest 20 Maschinen vom Typ A380 fertig sein. "Der Produktionshochlauf funktioniert. Ich halte es durchaus für möglich, dass auch eine bis zwei Maschinen mehr fertig werden", sagt Sebastian Hein, Analyst beim Bankhaus Lampe, dem Abendblatt.

Airbus muss vom A380 jedoch mindestens 420 Stück verkaufen, um mit dem Projekt die Gewinnschwelle zu erreichen. Bestellt sind bisher 202 Maschinen, 27 wurden ausgeliefert. "Es besteht aber die Hoffnung, dass das Flugzeug am Ende unseres Planungshorizonts die Gewinnschwelle erreichen kann", versicherte Ring. Auch wenn diese Rechnung wohl nicht alle Entwicklungskosten einbeziehen dürfte: Die Investoren an den Börsen griffen dennoch zu und trieben die EADS-Aktie auf den höchsten Stand seit acht Monaten.

In den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres jedoch beeinträchtigen die Kosten für die komplizierte Fertigung des größten Passagierflugzeugs der Welt weiter das Ergebnis von Airbus. So sank bei den zivilen Flugzeugen der operative Gewinn von 205 auf nur noch sechs Millionen Euro. Im Konzern, zu dem neben Airbus auch die Sparte Militärflugzeuge, der Hubschrauberhersteller Eurocopter und die Raumfahrttochter Astrium gehören, brach das Ergebnis um knapp zwei Drittel auf 83 Millionen Euro ein. Allerdings gab es durch die Auslieferung von 122 statt im Vorjahr 116 Maschinen ein Umsatzplus von sechs Prozent auf knapp neun Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr rechnet EADS nun mit einem gegenüber 2009 stabilen Umsatz von 42,8 Milliarden Euro und einem operativen Gewinn von einer Milliarde Euro. Noch im Vorjahr war ein Minus von 322 Millionen Euro an- und die Dividende ausgefallen.

Auch Gallois ist "vorsichtig optimistisch", dass es mit der Branche wieder aufwärts geht. Die Erholung der globalen Konjunktur wirke sich auf den Luftverkehr aus, auch wenn die Krise noch nicht gänzlich überwunden sei, sagte er. Im Laufe des Jahres 2011, meint Commerzbank-Analyst Frank Skodzik, dürften die Bestellungen wieder zunehmen. Zunächst jedoch müssten die Fluggesellschaften ihre Verluste aufholen.

Die betragen nach Schätzung des internationalen Luftfahrtverbandes IATA allein für 2009 insgesamt elf Milliarden Dollar. Airbus will nun zum Jahresende die Produktion der kleinen Jets von 34 auf 36 pro Monat erhöhen. Für 2010 werden 250 bis 300 Bestellungen erwartet. Im vergangenen Jahr waren es rund 300. Erneut könnten wieder knapp 500 Jets ausgeliefert werden. Mehr als 3400 Flugzeuge stehen noch in den Auftragsbüchern. "Das reicht für sieben Jahre - eine beruhigende Situation", sagt Hein.

Weniger zuversichtlich für die EADS sind die Luftfahrtanalysten dagegen beim Tankerauftrag für die US-Luftwaffe. Zwar wollen die Europäer im Juli noch einmal ein Angebot abgeben. "Die Chancen auf den in der ersten Tranche 35 Milliarden Dollar schweren Auftrag liegen für die Europäer aber deutlich unter 50 Prozent", sagt Skodzik."Die Entscheidung wird politisch gefällt."