Der junge Elch gelangte möglicherweise aus Polen oder Tschechien nach Deutschland. Nach tagelanger Odyssee flüchtete er vor Menschen ins Foyer eines Bürohauses. Dort verharrte das Wildtier – eingesperrt zwischen Glas und Beton. Am Ende half nur ein Betäubungsgewehr.

Dresden. Elch im Foyer: Ein junger Elchbulle hat sich am Montag von der Wildnis in das Verwaltungsgebäude eines Konzerns im Dresdner Westen verirrt. Nach gut fünf Stunden wurde das zwei bis drei Jahre alte Tier betäubt, in einen Container verladen und weggebracht. Es soll an einem unbekannte Ort in Ostsachsen ausgesetzt werden, wie Polizei und Feuerwehr am Nachmittag mitteilten. Genauere Angaben werden nach Angaben der Jagdbehörden nicht gemacht.

Der Jung-Elch war auf der Flucht vor Menschen am Vormittag durch die Tür des verglasten Bürogebäudes gebrochen und in der Eingangshalle stehen geblieben. „Das ist ein Zeichen von Panik, er weiß nicht mehr, wohin“, sagte ein Sprecher des Staatsbetriebes Sachsenforst. Der Vierbeiner, der vergangenen Freitag erstmals im nahen Radebeul gesichtet worden war, graste zuvor noch unweit des Industriegeländes und stand später auf einem Supermarkt-Parkplatz. Als die Polizei anrückte, lief er davon.

Über vier Stunden schaute der Elch aus dem Fenster

Am Nachmittag rückte ein Spezialist mit Betäubungsgewehr am Bürohaus an, zudem wurde ein Container nahtlos an die Eingangstür gehoben. Über Stunden verharrte der Elch, eingesperrt neben der kaputten Tür und eingeklemmt zwischen Glasscheiben und Wand. Er blieb ruhig und schaute hinaus. „Wie in einem Schaufenster“, sagte ein Zuschauer – das Tier hatte einen Auflauf Neugieriger verursacht. Der Bereich vor dem Haus war abgesperrt. Aus den oberen Etagen verfolgten Angestellte die skurrile Szenerie.

Bevor das Betäubungsgewehr gezückt wurde, griffen Dutzende Schaulustige zur Handykamera. Scherzworte machten die Runde: „Ich glaub, mich knutscht ein Elch!“, war zu hören. Oder auch: „Da steht ein Elch auf dem Flur“.


Steffen Burkhardt war gerade auf dem Weg zum Mittagessen, als draußen vor dem Glasfenster ein Elch vorbeispazierte. „Angelockt vielleicht von den Essensgerüchen“, vermutete der 47-Jährige, der sein Büro im 5. Stock hat. Zwar sei er schon viel gereist, aber einen Elch in freier Wildbahn, das habe er noch nicht gesehen.

Elche verschlägt es öfter nach Deutschland

Der Elchbulle wurde bereits vor wenigen Tage bei Radebeul nahe Dresden gesichtet, hatte sich aber aus dem Staub gemacht. Am Montag dann tauchte er in dem Industriegebiet im Westen Dresdens wieder auf.

Ein Sprecher des Staatsbetriebs Sachsenforst sagte, das Tier sei „allgemein irritiert“ und wisse nicht mehr wohin. Nach seinen Angaben handelt es sich nicht um den ersten Elch, der nach Sachsen eingewandert sei. Möglicherweise sei das Tier aus Polen oder Tschechien nach Deutschland gelangt. „Durch Sachsen verlaufen diverse Wildwanderrouten“, sagte der Sprecher. Männliche Elche suchten sich früher oder später woanders neue Lebensräume. Sie müssen ihre Heimat verlassen, wenn die Alt-Elche wieder Nachwuchs bekommen und die Familienverbände sich neu sortieren. Die meisten bleiben aber in Polen. Der letzte „Auftritt“ eines Elchbullen in Sachsen liegt Jahre zurück. „Der verschwand irgendwo bei Altenberg“, sagte der Sprecher.