Herzlichen Glückwunsch, sagt Dr. Wolfgang Klein auf seine Weise im Hamburger Abendblatt. Er als Präsident und Günter Netzer als Manager prägten die glorreichste Zeit des HSV.

Hamburg. Günter Netzer wird am Sonntag 70? Hätte ich nicht geglaubt. Er sah eigentlich schon immer älter aus. Aber im Ernst, natürlich wusste ich längst Bescheid. Ich habe in den Tagen vor deinem runden Geburtstag auch schon eine Aussage von dir gelesen: „Ich kann sehr gut delegieren. Das hat damit zu tun, dass ich am liebsten faul bin.“ Tatsächlich warst du in Hamburg sicher kein Vorbild darin, bereits um 8.30 Uhr am Büroschreibtisch zu sitzen. Wer aber mehr über deinen Arbeitsstil erfahren will, muss eine kleine Episode von 1986 kennen, kurz vor seinem Rückzug beim HSV.

Während der Vorbereitungsphase erhielt ich einen Anruf vom „Alten“, unserem Trainer Ernst Happel. „Hat der Netzer die zwei Spieler verpflichtet, die heute beim Training waren?“, fragte mich der Trainer. „Wie heißen die denn?“ – „Frag mich nicht nach Namen“, raunzte Happel zurück. „Aber ich will die beiden unbedingt haben.“ Also hing ich mich ans Telefon und versuchte – zu handyfreien Zeiten nicht immer so ganz einfach – Netzer zu erreichen, was mir schließlich auch gelang. Allerdings ergab sich sofort ein neues Problem, denn die zwei Probespieler hatten sich längst wieder Richtung Süden verabschiedet. Doch Netzer meinte nur, er würde sich darum kümmern.

Am nächsten Morgen erhielt ich wieder einen Anruf. Netzer erklärte, er sei nach unserem Gespräch mit dem Auto Richtung Nürnberg gerast und habe bis in die Nacht, in zwei verschiedenen Kneipen, mit den Spielern erfolgreich verhandelt, sie wunschgemäß für den HSV verpflichtet. Es handelte sich um Dietmar Beiersdorfer und Manfred Kastl, die einen nicht unerheblichen Beitrag leisteten beim Gewinn der Vizemeisterschaft und dem DFB-Pokal in der folgenden Saison. Nicht nur diese Verbissenheit, wenn es darauf ankam, sondern auch sein Respekt vor einer Aufgabe sowie seine Demut, nicht alles besser wissen zu wollen als andere, waren für mich immer vorbildhaft.

Lieber Günter, ich wünsche dir zum Ehrentag vor allem Gesundheit, damit du bleiben kannst, wie du bist.

Dr. Wolfgang Klein, 73, von 1979–87 HSV-Präsident, und Günter Netzer (von 1978–86 Manager in Hamburg) stehen für die erfolgreichste Ära des Clubs mit dem Gewinn von drei deutschen Meisterschaften und dem Europapokaltriumph 1983 in Athen.