Das Kind hatte sich im Kabel eines Laufbandes verfangen. Sie überlebte den Unfall nicht. Kurz nachdem sie ins Krankenhaus eingeliefert wurde, starb die kleine Exodus. Die Familie des Ex-Boxers bittet nun um Rücksicht.

Hamburg/Phoenix. "Die Tysons danken aus tiefstem Herzen für alle Gebete und Unterstützung und bitten um Rücksicht in dieser schwierigen Zeit." Mit dieser Mitteilung reagierte Mike Tyson (42) auf die schlimmste Nachricht, die ein Vater bekommen kann. Der ehemalige Weltmeister und Skandal-Boxer muss den Verlust seiner vierjährigen Tochter Exodus verschmerzen. Sie starb gestern früh um 11.45 Uhr (Ortszeit) im Phoenix St. Joseph's Hospital an den Folgen eines tragischen Unfalls.

Das Mädchen hatte in der Wohnung seiner Mutter Sol Xochitl (34) gespielt und war mit seinem Kopf in die Schlinge eines Laufbandkabels geraten, das von der Konsole des Trainingsgerätes herunterhing. Wahrscheinlich hat sich die Kleine dann verheddert, sodass sie sich selbst nicht mehr befreien konnte und sich strangulierte. Wie das Kind in diese lebensgefährliche Lage kommen konnte, ist noch nicht geklärt. "Sie ist entweder ausgerutscht oder hat ihren Kopf in die Schlinge gesteckt, die sich wie ein Galgenstrick zuzog", sagte Polizeisprecher Andy Hill. Er erklärte, es werde voraussichtlich eine Obduktion geben.

Der sieben Jahre alte Bruder Miguel hatte Exodus leblos im Raum liegen sehen und sofort seiner Mutter Bescheid gesagt, die sich im Zimmer nebenan befand. Diese alarmierte den Notarzt und versuchte währenddessen, ihr Kind wiederzubeleben. Der Rettungsdienst konnte das Mädchen zwar reanimieren, es hatte aber schon zu lange an Sauerstoffmangel gelitten. Die Ärzte beschrieben den Zustand des Kindes bei der Einlieferung ins Krankenhaus als äußerst kritisch. Sofort wurde die Vierjährige auf der Intensivstation an Maschinen angeschlossen - ohne Erfolg. Am Morgen überbrachten die Ärzte der Familie die Nachricht vom Tod der Kleinen.

"Es gibt keine Worte, um den tragischen Verlust der geliebten Exodus zu beschreiben", heißt es in der Erklärung der Familie. Sie bat darum, ihre Privatsphäre zu respektieren. Die Familie wolle ungestört trauern "und versuchen, füreinander da zu sein".

Auch die Nachbarn sind von dem schrecklichen Vorfall geschockt. Exodus galt als freundliches und lebhaftes Mädchen, das immer höflich grüßte und am liebsten Schokolade aß. Es sei eine Freude gewesen, das Mädchen um sich zu haben, sagte ein 20-Jähriger, der ebenfalls in der ruhigen Wohngegend von Phoenix (US-Staat Arizona) lebt. Abdul Khalik (53), Vater von zwei Kindern, erzählt: "Exodus ist gern mit dem Fahrrad gefahren und hat häufig mit meinen Kindern gespielt." Seine Tochter (14) habe den ganzen Tag geweint, als sie von dem Tod ihrer Spielgefährtin erfahren habe.

Exodus war eines von sechs Kindern, die Mike Tyson zusammen mit verschiedenen Frauen hat. Er befand sich zum Zeitpunkt des Unfalls in seinem Heimatort Las Vegas und nahm gleich das nächste Flugzeug, um seiner Tochter auf der Intensivstation die Hand zu halten. Fernsehbilder zeigten, wie er ins Krankenhaus eilte. "Iron Mike" lebt mit der Mutter der Vierjährigen nicht zusammen. Beide hatten zwar vor sechs Jahren ein gemeinsames Haus bezogen. Doch dort hielt es Tyson nicht lange aus. Der Ex-Boxer war jedoch ab und zu nach Phoenix gekommen, um seine Tochter zu besuchen. Er gilt als liebevoller Vater, war im Umgang mit seinen Ehefrauen, Freundinnen und seinen Box-Gegnern aber nie wirklich rücksichtsvoll. In der Vergangenheit hatte er immer wieder durch Skandale Schlagzeilen gemacht, die ihm sogar Gefängnisstrafen einbrachten und ihn in den Bankrott führten. Zuletzt saß er eine Haftstrafe wegen Trunkenheit am Steuer ab. Derzeit ist in den USA ein Dokumentarfilm über das Auf und Ab des Ex-Weltmeisters zu sehen, der Film heißt schlicht "Tyson". Die jüngste Tragödie dürfte im Leben des 42-Jährigen wohl der schwerste Tiefschlag sein.