Boxen: Der US-Star unterliegt Kevin McBride und gibt seinen Abschied bekannt.

Die Ära Mike Tyson ist beendet. Der einst jüngste Schwergewichts-Weltmeister hat seine mehr als 20 Jahre währende Laufbahn für abgeschlossen erklärt. "Jetzt ist Schluß. Ich bin nicht mehr mit dem Herzen bei der Sache. Ich will den Boxsport nicht weiter diskreditieren. Es ist an der Zeit, mein Leben anders zu gestalten und ein Vater zu sein, der sich um seine Kinder kümmert", sagte der 38 Jahre alte US-Amerikaner, nachdem er in der Nacht zu Sonntag in Washington gegen Kevin McBride unterlegen war. Wie er seine 30 Millionen Schulden abtragen will, ließ Tyson unbeantwortet.

Der einst so gefürchtete K.-o.-Schläger ließ gegen den behäbigen Iren, der 1997 sogar gegen den Berliner Axel Schulz vorzeitig verloren hatte, nicht ansatzweise seine frühere Klasse aufblitzen. Lediglich seine Unsportlichkeit hat er nicht verlernt. Weil er es nicht schaffte, McBride im Clinch den Arm zu brechen, fügte er ihm in der sechsten Runde mit einem absichtlichen Kopfstoß einen Cut über dem linken Auge zu, wofür ihm zwei Punkte abgezogen wurden.

20 Sekunden vor Rundenende ging Tyson dann nach einem brutalen Aufwärtshaken zu Boden, sein Kopf hing zwischen den unteren Ringseilen. Nur mühsam schleppte er sich in seine Ecke und stand zur siebten Runde nicht mehr auf. "Ich habe mich gefühlt wie 120, ich wollte nicht mehr", gab er zu. Die wütenden 15 472 Fans in der Halle pfiffen, buhten und bewarfen Tyson mit Pappbechern.

Daß die Zuschauer auch guten Sport geboten bekamen, lag an Laila Ali. Die Tochter von Box-Legende Muhammad Ali verteidigte ihren WM-Titel im Supermittelgewicht durch einen technischen K. o. gegen ihre US-Landsfrau Erin Toughill und wurde nach dem Triumph von ihrem Vater im Ring gefeiert.

Mit großen Hoffnungen war Klaus-Peter Kohl, Chef des Hamburger Universum-Stalls, nach New York gereist. Im Madison Square Garden wollte Universum-Profi Mahamat Abdullaev den WBO-WM-Titel im Halbweltergewicht erkämpfen. Gegner des 31jährigen Usbeken war der puertoricanische Weltmeister Miguel Cotto, den der Schützling von Universum-Chefcoach Fritz Sdunek bei seinem Olympiasieg 2000 in Sydney in der ersten Runde besiegt hatte. Doch Cotto nahm erfolgreich Revanche: Nach 57 Sekunden der neunten Runde mußte Abdullaev den hochklassigen und von enormem Tempo geprägten Kampf aufgeben, weil er wegen einer von einem Cut hervorgerufenen Schwellung auf dem rechten Auge nichts mehr sehen konnte. "Es war ein toller Kampf mit einem unglücklichen Ende", sagte Kohl. Kleiner Trost: Von der Europäischen Box-Union (EBU) wurde der 61jährige zum "Promoter des Jahres" gewählt.

Die Karriere der "deutschen Eiche" Timo Hoffmann scheint beendet. Der 2,02-Meter-Hüne aus dem Sauerland-Stall verpaßte am Sonnabend in Kempten seine dritte EM-Chance, unterlag dem Italiener Paolo Vidoz nach Punkten. Der EM-Titel war vakant, weil Europameister Luan Krasniqi (Universum) einen WM-Ausscheidungskampf gegen Lance Whitaker (USA) bestritten hatte. Hoffmanns enttäuschter Promoter Wilfried Sauerland sagte: "Wenn einer nicht Europameister werden kann, dann lohnt sich das Boxen nicht." Er setzt im Schwergewicht nun auf den russischen 2,13-Meter-Riesen Nikolaj Walujew, den Türken Sinan Samil Sam (siegte nach Punkten gegen den Japaner Peter Okhello) und seinen russischen Neuzugang Alexander Powetkin (gewann sein Debüt durch T. k. o. in Runde zwei gegen den Mannheimer Muhammed Ali).