Auch prominente Damen greifen immer häufiger zum Trachtenhut und wählen dabei oft ungewöhnliche Farben wie Pink, Türkis oder den Leo-Look.

München. Es gibt sie im klassischen Tannengrün, aber auch in Pink, Lila und Türkis, wahlweise mit kurzen oder langen Federn, Gams- oder Edelweißbrosche: Wiesn-Besucherinnen, die modisch mithalten wollen, scheinen in diesem Jahr an einem Trachtenhut nicht vorbeizukommen. Traditionsgeschäfte und Souvenirstände melden einen Ansturm auf die bunten Kopfbedeckungen.

Prominente Vorbilder gibt es beim Münchner Oktoberfest zuhauf. Schauspielerin Christine Neubauer erschien zum Wiesn-Auftakt mit einem Schlapphutmodell in Grau-Lila, ihre Kollegin Simone Thomalla entschied sich für ein Trachten-Imitat im Leopardenlook und Spielerfrau Simone Ballack wählte kräftiges Rosa. Über so viel Farbenpracht und Extravaganz können die Mitglieder des bayerischen Trachtenverbands nur den Kopf schütteln.

„Also mit Tracht hat das nichts zu tun“, erklärt Verbandschef Max Bertl. Ihm seien bei seinem Wiesn-Besuch in der vergangenen Woche auch die zahlreichen Hutträgerinnen aufgefallen: „Das ist heuer ein Trend, eine Welle, das wird extrem ausgelebt“, kommentiert er und nennt die Kopfbedeckungen „Pseudo-Hüte“. Er habe sich schon recht amüsiert, berichtet er. Aber verurteilen wolle er diese Modeerscheinung nicht, fügt er hinzu, nur er selbst würde einfach „im Leben nicht mit so was rumlaufen“.

Sein Verbandskollege Otto Dufter kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, wenn er den üppigen Federschmuck an den Hüten so mancher Wiesn-Besucherin sieht. „50 Zentimeter stehende Federn! So was hat kein echter Trachtenhut, höchstens vielleicht ein Schützenhut“, urteilt der Ehrenvorsitzende fachkundig und spricht von „Faschingsmode“. Vor allem die vielen Fasanenfedern seien ihm ins Auge gestochen: „So was gibt’s eigentlich nicht“, sagt er. Wenn schon Federn am Trachtenhut, dann Auerhahn- oder Spielhahnfedern, einige historische Trachten hätten auch Gockerlfedern am Hut und für Frauen biete sich der weiße Adlerflaum an.

Die Traditionstrachtler Dufter und Bertl nehmen die Kopfbedeckungen aber mit viel Humor und fühlen sich und ihren Verband in keiner Weise veräppelt. Schließlich sei man ja einiges gewohnt von den vielen bunten Dirndln und den Lederhosen, die nun schon seit Jahren der Trend auf dem Oktoberfest und mittlerweile auch auf allen anderen Volksfesten in und außerhalb Bayerns sind. Viel schlimmer als die Trachtenhut-Imitate der Damen findet Otto Dufter da auf alle Fälle Frauen in Lederhosen. Das sei doch einfach „fremdartig“, sagt er – „trotz aller Emanzipation“.

In den Münchner Trachtenläden und an den Souvenirständen auf der Wiesn freut man sich über den Trachtenhut-Trend in Pink und Lila. Schon in den vergangenen ein, zwei Jahren sei die Nachfrage gestiegen, berichten Sprecher der Traditionsgeschäfte „Lodenfrey“ und „Angermaier“. So groß wie in diesem Jahr sei der Ansturm aber noch nicht gewesen.

Souvenirhändlerin Isabella Sgoff, die seit 20 Jahren auf der Wiesn zwischen Winzerer Fähndl und Löwenbräuzelt ihren Stand betreibt, berichtet gar von Engpässen beim Großhandel. Bei der Bestellung für das Oktoberfest im Juni sei das Angebot an Hüten in den Trendfarben fuchsia und apfelgrün schon knapp gewesen. Entsprechend groß sei jetzt aber auch die Nachfrage der Kundinnen. Diese legten besonderen Wert auf die Federn, „je länger desto besser“. Trachtler Otto Dufter kann da nur noch staunen.