Samson, Berlusconi oder Jürgen Klopp - was der Kopfschmuck über den Mann verrät

Was haben Italiens Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi und Dortmunds Meistertrainer Jürgen Klopp gemeinsam? Sie haben sich beide Haare implantieren lassen, und zwar auf dem Kopf. Zwischen den beiden Männern klaffen mehr als 30 Jahre Altersunterschied, und so sind ihre Motivationen auch sehr verschieden. Berlusconi wollte seiner schwindenden Virilität zumindest Haarpropaganda-mäßig entgegenwirken. Er ließ sich Haare einpflanzen, um durch Bunga-Bunga-Spiele noch mit dem Gesetz in Konflikt kommen zu können. Man könnte das auch Potenzprotzerei nennen.

Der Trainerberuf ist ähnlich wie der des Regierungschefs ein Showbiz-Geschäft, die nötigen psychologischen Motivationen ergeben sich auch durch die Auftritte am Spielfeldrand. Dort brüllte und gestikulierte Klopp wie ein Löwe unter Drogen, man könnte das Adjektiv "bekloppt" anwenden, wenn dieses wilde Gehabe nicht durchschlagenden Erfolg bewirkt hätte: Klopp schrie und gestikulierte seine Borussen zur deutschen Meisterschaft und zum DFB-Pokal.

Zurzeit hakt es in der Meisterschaft, die ist sogar wie der Pokal gegen Bayern abgehakt, und vielleicht fürchtete Klopp, es könnte an seinem schütter werdenden blonden Haar liegen. Und so bepflanzte er seinen Kopf mit wild sprießendem, dichtem Haarwuchs, und siehe da, dieser Berserkerwuchs übertrug sich auf seine Spieler. Sie liegen in der Champions League nun mit den Bayern gleichauf. Wenn das keine Löwen-Leistung ist!

Von der Symbolkraft eines Haarwuchses berichtet schon die Bibel, im "Buch der Richter", von Samson, der vor Haarespracht und Löwenkraft kaum laufen konnte. Das führte auch zu selbstzerstörerischen Kraftausbrüchen. So zerriss er mit seinen beiden Händen mal eben so aus Wut und Spaß einen Löwen und erschlug mit einem Eselskinnbacken über 1000 Philister.

Aber wie Berlusconi wurde er zum Opfer seiner ungezügelten Liebeslust. Als er sich in die minderjährige Philistertochter Delila verliebte, plauderte er ihr in der Hochzeitsnacht seine Haar-Geheimnisse aus. Prompt schnitt sie des Nachts dem Liebes-Berauschten alle Haare ab, und am nächsten Tag war sein Ruhm und seine Kraft dahin.

Beim biblischen Samson wie beim römischen Berlusconi zeigt sich: Macht ist auch eine Frage des Haar-Ausfalls. Nur Indianerhäuptlinge konnten sich da mit fremden Federn schmücken. Sonst gilt die Relativitätstheorie, die da lautet: Drei Haare in der Suppe sind relativ viel, drei Haare auf dem Kopf relativ wenig. Ob Bayern im Champions-League-Finale auf Dortmund trifft, hängt noch an mehr als nur einem Haar.