Hamburg ist größter Konsularstandort in Europa und mit fast hundert Vertretungen der drittgrößte weltweit. Das Journal macht sich mit dieser Serie die kulinarische Vielfalt an der Elbe zunutze. Kochen Sie nach und schlemmen Sie mit!

Japan, China, Peru, die USA - Sabine Sommerkamp-Homann hatte viele Länder bereist, als sie 1996 von einem Vertreter der Bundesregierung gefragt wurde, ob sie Honorarkonsulin Lettlands werden wolle. Lettischen Boden hatte sie bis dahin noch nie betreten.

Die gebürtige Hamburgerin erfüllte alle Kriterien für den Posten des kleines Landes: Gute Kontakte zu den Medien hatte sie durch ihren Job als PR-Managerin bei Beiersdorf, kulturelles Interesse bewies ihre Doktorarbeit in Literaturwissenschaft, und diplomatisches Geschick scheint ihr in die Wiege gelegt. Ihr Urgroßvater war deutscher Honorarkonsul in Peru, ihr Großvater peruanischer Honorarkonsul in Dresden und ihr Onkel Botschafter von Peru in Venezuela.

Sabine Sommerkamp-Homann erbat sich Bedenkzeit. Sie wollte das Land, dessen Interessen sie vertreten sollte, erst kennlernen. Von der Jugendstilmetropole Riga war sie sofort begeistert. Doch den Ausschlag für ihre Zusage gaben 17 Silben.

17 Silben, das ist die Länge eines Atemzuges, sagen die Japaner, und Haiku nennen sie ihre daraus bestehenden Gedichte. Ihr erstes Haiku hat Sabine Sommerkamp-Homann, inspiriert von einer Japanreise mit ihren Eltern, schon als Kind gedichtet, später ihre Doktorarbeit und ein Schulbuch darüber geschrieben. Und ausgerechnet in Riga fand sie im damaligen Kulturminister einen seelenverwandten Haiku-Fan. "Das war wie ein Zeichen", sagt Sabine Sommerkamp-Homann. Ihre Begeisterung für das Land wuchs, als sie erfuhr, dass auch die Letten eine dem Haiku ähnliche Gedichtform haben: die Dainas. 2,5 Millionen dieser kurzen Gedichte sind überliefert, und jeden Tag kommen neue hinzu. Schon heute gibt es in Lettland so viele Dainas wie Menschen.

Zwei- bis dreimal im Jahr fliegt Sabine Sommerkamp-Homann nach Riga. Sie hat "Hamburg-Tage" in Riga und "Riga-Tage" in Hamburg organisiert, einen jährlichen Richard-Wagner-Tag ins Leben gerufen und einen Studiengang, der von Hamburgern in Riga ehrenamtlich geleitet wird. Nur ein Restaurant mit lettischer Küche vermisst sie in Hamburg. Die Rote-Bete-Suppe sei aber schnell selbst gemacht, sagt sie: "Und sie passt super zu Sushi."