Ein bisschen mit Polierglanz herumwischen? Unwürdig! Echte Kerle pflegen ihre Rahmengenähten wie Boliden. Schuhmacher Torsten Grönwoldt aus dem Schanzenviertel gibt seinen Geschlechtsgenossen Tipps zur Hege und Pflege von guten Schuhen:

Nach dem Kauf von rahmengenähten Schuhen unbedingt eine dünne Schutzsohle drunterkleben lassen. Denn die ursprüngliche Ledersohle mit der sichtbaren Naht nutzt sich zu rasch ab, der Schuh muss dann aufwendig wieder aufgebaut werden. Das ist zwar im Sinne des Herstellers, aber nicht des Kunden.

Die Schutzsohle kann aus Gummi oder aus dünnem Leder sein. Allerdings lässt sich Leder erst ab einer gewissen Materialstärke gut verarbeiten. Der Absatz muss nicht sofort gemacht werden, sondern erst, wenn er nach acht bis zehn Wochen abgelaufen ist. Zum Schutz der Schuhspitze empfiehlt sich ein dünnes Metallplättchen.

Wenn die Schuhe schmutzig sind, sollen sie zunächst mit einer groben Bürste abgebürstet werden. Borsten aus Kunststoff oder Metall verbieten sich, am schonendsten sind feste Naturborsten.

Nasse Schuhe gehören nicht an die Heizung, die ruiniert das Leder. Sondern: einen Holzschuhspanner nehmen (keinen Kunststoff) oder mit Zeitungspapier ausstopfen und in einem geheizten Raum lufttrocknen lassen.

Zur Schuhpflege eignet sich am besten eine farblose Creme. Farbcreme bildet eine dicke Schicht auf dem Leder, darum nur ab und zu verwenden. An Wintertagen ist die farblose Creme nicht fettig genug: dann ein gutes Lederfett verwenden.

Aufgetragen wird die Creme nicht mit einem Lappen, sondern mit einer Polierbürste. Perfektionisten nehmen vorher die Schnürsenkel heraus, so kommt man auch an die Lasche heran. Nach dem Einreiben soll die Schuhcreme eine Viertelstunde einwirken.

Zum Polieren braucht man eine Rosshaarbürste. Fetischisten, die Budapester mit Lochmuster besitzen, müssen gelegentlich mit Wattestäbchen überschüssige Creme aus den Löchern entfernen.