GRÖSSE, EINWOHNER, SPRACHEN

Indien ist mit 3 287 590 Quadratkilometern der siebtgrößte Staat der Erde. Die föderale Republik hat 28 Bundesstaaten. In Indien leben insgesamt 1,095 Milliarden Menschen; größte Städte sind Mumbai (Bombay, 12 Mio.), Kolkata (Kalkutta, 11 Mio.) und die Hauptstadt Delhi (10 Mio.).

In Indien werden insgesamt 415 Sprachen und Idiome gesprochen. Amtssprachen sind Hindi und Englisch, Hindi wird von 40 Prozent der Bevölkerung gesprochen. Weitere 21 Sprachen sind als Nationalsprachen anerkannt, u. a. Asamiya, Bengali, Gujarati, Kashmiri, Malayalam, Marathi, Oriya, Punjabi, Santali, Sanskrit, Sindhi, Tamil und Urdu.

RELIGIONEN

Hauptreligion ist der Hinduismus:

80,5 % der Bevölkerung sind Hindus. Landesweit sind nur 13,4 % der Bevölkerung Moslems, hauptsächlich Sunniten; 2,3 % sind Christen, vor allem röm. Katholiken und syrisch Orthodoxe, wobei die Christen im südindischen Bundesstaat Kerala sogar einen Anteil von mehr als 20 Prozent stellen. 1,9 % sind Sikhs, 0,8 % Buddhisten, 0,4 % Jainas und 0,6 % andere (z. B. Adivasi, Baha'i, Parsen).

Weil das Kastensystem Menschen ausschließt, die nicht zu den vier hinduistischen Hauptkasten gehören , haben sich Angehörige der Dalits oder kastenloser Gruppen häufig dem Buddhismus oder dem Christentum angeschlossen. Hierin unter anderem liegt ein Grund für die Missionserfolge katholischer Orden in Indien.

ARMUT

Obwohl Indien zu den zehn am schnellsten wachsenden Wirtschaftsnationen der Welt gehört, haben 44 Prozent der rd. eine Milliarde Inder nach Angaben der Weltbank weniger als einen US-Dollar pro Tag zur Verfügung. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen leben 30 Prozent der Einwohner an oder unterhalb der Armutsgrenze und müssen sich von weniger als 2100 oder 2400 Kalorien pro Tag ernähren. Unter- und Fehlernährung, etwa Vitaminmangel, sind vor allem in ländlichen Gebieten verbreitet. Jährlich sterben in Indien 70 000 Kinder an Durchfallerkrankungen und Austrocknung, weil der Zugang zu sauberem Trinkwasser fehlt. Die Landflucht führt zu Massenslums . Fast ein Drittel der Einwohner der Millionenstädte lebt in Elendsvierteln.

KASTEN

Varna (Kaste) ist Sanskrit und bedeutet wörtlich Klasse, Stand, Farbe. Es gibt im Hinduismus vier Varnas: Brahmanen (Priester, Gelehrte), Kshatriyas (Krieger, höhere Beamte), Vaishyas (Bauern, Kaufleute, Händler) und Shudras (Knechte, Diener). Zu den "Unberührbaren" (scheduled castes) oder Dalits, wie sie sich selbst nennen, werden ca. 16,2 Prozent der ind. Bevölkerung gerechnet. Dalits (Sanskrit: zerbrochen, niedergetreten) sind aus dem Kastensystem ausgeschlossen. Ihnen sind "unreine" Berufs wie Abdecker, Wäscher oder Latrinenreiniger zugewiesen. Indiens Verfassung von 1949 schließt den Gedanken der Unberührbarkeit zwar aus und fördert die Dalits durch Quoten. Aber für die Hindus ist es nach wie vor völlig ausgeschlossen, dass Dalits sie berühren, ihre Häuser oder die Tempel betreten. Die Frau auf dem Foto gehört zu den Ramnami, einer niederen Kaste, die in Hindutempeln nicht zugelassen wird. Um dem Gott Rama dennoch nahe zu sein, tätowieren sich Ramnami seinen Namen auf die Haut.

INDIENS TYCOONS

Lakshmi Mittal (Foto, mit seinem Sohn Aditya), geb. 1950, machte seine erste Million in Indonesien mit einem maroden Stahlwerk. Nach zahlreichen Aufkäufen und Übernahmen in den USA, in Südamerika und Europa ist Mittal Steel inzwischen das weltweit größte Stahl-Imperium. Azim Premji, geb. 1945, übernahm nach dem Studium die väterliche Konservenfabrik. Als Indien 1977 den Multi IBM aus dem Land warf, beschaffte sich Premji Mikroprozessoren aus dem Westen und ließ indische Computer bauen. Heute ist er Chef des Software-Giganten Wipro mit mehr als 55 000 Beschäftigten. Auch Narayana Murthy("Big Byte Guru") arbeitete sich aus einfachsten Verhältnissen hoch und ist heute Chef des zweitgrößten indischen IT-Konzern Infosys mit 53 000 Beschäftigten in 58 Nationen. FOTOS: AP (2), AFP, REUTERS (3), VERLAG TASCHEN