Bei den Franzosen landen sie auf dem Markt, bei uns oft auf dem Kompost: Löwenzahn, Sauerampfer und andere Wildkräuter. Sehen Sie die Brennnesseln doch mal ganz anders. Lassen Sie die Pflanzen einfach im Garten wuchern - als köstliches Gemüse.

st Ihr Garten mal wieder mit Unkraut überwuchert? Nun, da haben Sie zwei Möglichkeiten. Entweder Sie greifen, wie gehabt, fluchend zur Harke. Oder, die Alternative: Sie lecken sich genüsslich die Lippen - als Vorfreude auf einen delikaten Gänseblümchensalat oder aromatischen Brennnessel-Auflauf. Wildkräuter haben nicht nur den Vorteil, dass sie praktisch rund um das Jahr vor unserer Haustür, auf Wiesen, Äckern und in Wäldern wachsen, sondern auch noch gesund und wohlschmeckend sind. Spitzenköche haben das längst erkannt und bieten schaumige Sauerampfersüppchen und Pfannkuchen aus Brunnenkresse als Menü an. Wildkräuter lassen sich auch im Quark, als spinatähnliches Gemüse oder als Saft genießen. Hätten Sie gedacht, dass man vom gemeinen Löwenzahn - genau der, der immer mitten im gepflegten Rasen blüht - praktisch alles essen kann? Die jungen, zarten Blättchen eignen sich für Salate und Saucen, aus Blütenknospen entstehen eingelegt falsche Kapern, und die Wurzeln ergeben geröstet einen Kaffee- Ersatz. Franzosen und Italiener bauen den Löwenzahn sogar auf ihren Feldern an und verkaufen ihn auf dem Markt als feines Gemüse. Nebenbei hilft "pis-en-lit", wie Löwenzahn auf Französisch heißt, durch seine wassertreibende Wirkung auch bei Nierenproblemen. Wildpflanzen sind nicht nur delikate, sondern auch hochwirksame Heilkräuter. So wurde der Sauerampfer wegen seines hohen Vitamin-C-Gehalts früher gegen Skorbut verwendet. Rotklee-Tee hilft bei Diabetes und Bauchspeichel-Erkrankungen. Und die Schafgarbe haben bereits die alten Griechen zur Wundheilung benutzt. Im Durchschnitt enthalten Wildkräuter doppelt bis viermal so viele Mineralstoffe wie Kulturgemüse. Bei Franzosenkraut, Vogelmiere und Brennnesssel liegt der Eisengehalt so hoch wie beim Spinat. Und warum immer nur mit Möhren und Paprika diäten? Gerade im Frühsommer, wenn die Müdigkeit endlich aus den Knochen weichen soll, kann eine stoffwechselanregende Entschlackungskur mit Wildkräutern wahre Wunder bewirken. Dabei sollten Pflanzen wie Brennnessel, Gänseblümchen, Löwenzahn, Giersch und Vogelmiere zwei Wochen lang immer frisch und roh verzehrt werden. Wildkräuter schmecken sehr viel aromatischer und intensiver, aber auch herber als gewöhnliches Gemüse. Wem Löwenzahn und Wegerich zu bitter ist, der lege die Blätter kurz in lauwarmes Wasser und brause sie danach kalt ab. Wildsalate können eine halbe Stunde vor dem Servieren in der Salatmarinade liegen - das mildert den Geschmack etwas ab. Als Blattsalate eignen sich Bachbunge, Bärlauch, Sauerampfer, Barbara- oder auch Hirtentäschelkraut. Frisch gepflückt und mit Gänseblümchenblüten garniert, bieten diese Kräuter eine raffinierte und günstige Alternative zum gewöhnlichen Eisbergsalat. Leider gibt es Wildkräuter selten auf dem Markt zu kaufen. Manche findet man höchstens im Reformhaus oder in einer spezialisierten Gärtnerei. Wer nicht in der freien Natur auf "Kräuterjagd" gehen möchte, kann die Pflanzen gezielt im eigenen Garten kultivieren. Idealerweise werden die Wildkräuter wie normales Gemüse angebaut. Barbarakraut, Kümmel oder Sauerampfer gedeihen am besten in der Sonne, während Bärlauch und Waldmeister den Schatten lieben. Doch viele Kräuter kommen auch ganz von alleine, ausgesamt von umliegenden Wiesen. Lassen Sie einfach die Löwenzahn-, Brennnessel- und Hirtentäschelstauden wuchern, bis sie groß genug sind, um statt auf dem Kompost in Ihrer Salatschüssel zu landen.