Juan Carlos, König von Spanien, hatte sich bei einem Sturz im Urlaub die Hüfte gebrochen. Nach der Jagd auf Elefanten in Botsuana gibt es massive Kritik am spanischen Monarchen.

Madrid/Hamburg. Elefantenjagd mit Folgen: Nach seinem extravaganten Spaß-Ausflug ins südafrikanische Botsuana wird die Kritik am spanischen König Juan Carlos immer lauter. Die Umweltorganisation WWF legte dem Monarchen am Montag nahe, sein Amt als Ehrenpräsident des Verbandes in Spanien abzugeben. Juan Carlos will laut Medienberichten nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus am Freitag mit Ministerpräsident Mariano Rajoy das weitere Vorgehen beraten. Der 74-Jährige hatte sich in einem Safari Camp in Botsuana die Hüfte gebrochen, womit die private Reise erst publik wurde. Viele Spanier sind empört, dass der König ausgerechnet in schweren wirtschaftlichen Zeiten solch eine Luxusreise unternahm.

Stolz blickt der spanische König in die Kamera, in der linken Hand das Gewehr, im Hintergrund liegt ein toter Elefant, die Augen noch halb geöffnet. Das Foto, das kurz nach dem Bekanntwerden von Juan Carlos' Unfall am Sonntag auf der Seite eines Jagdveranstalters zu sehen war, stammt zwar aus dem Jahr 2006, erhitzt aber seitdem die Gemüter der Spanier und Tierfreunde weltweit.

Wäre der unglückliche Zwischenfall mit der gebrochenen Hüfte nicht passiert, hätte wohl kaum die Öffentlichkeit davon erfahren, dass der bisher im Volk wegen seiner Herzlichkeit, seinem spontanen, ungezwungenen Benehmen und seinen Sinn für Humor sehr beliebte König im südafrikanischen Okavango-Gebiet auf Großwildsafari war. Und das, obwohl er der Ehrenpräsident der nationalen Sektion der Umweltorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) ist, die sich auch für den Schutz der Elefanten einsetzt!

+++ Nach Elefantenjagd:Juan Carlos versucht, Schaden zu begrenzen +++

Seitdem folgt dem anfänglichen Mitleid rasch massive Kritik an Juan Carlos. Dieser bemüht sich um Schadensbegrenzung. Unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Klinik will der Monarch am Freitag mit Ministerpräsident Mariano Rajoy beraten, wie er den Vorwürfen begegnen kann. Doch es wird ihm nicht mehr viel nützen. Dass der König in Zeiten großer wirtschaftlicher und sozialer Probleme Elefanten in Afrika jagt, stößt in Spanien und im Ausland auf Kritik und Empörung. In einer Internetumfrage halten 96 Prozent der befragten Spanier das Verhalten ihres Königs für nicht angebracht. Der 74-Jährige hatte sich noch vor Kurzem tief besorgt über die hohe Jugendarbeitslosigkeit in seinem Heimatland gezeigt, wo derzeit fast jeder Zweite unter 25 Jahren ohne Job ist. Regierungssprecher Jeff Ramsay unternahm zwar den Versuch einer Entschuldigung ("Er hatte eine Genehmigung"), doch in vielen Kommentaren wurden dem Monarchen Verantwortungslosigkeit und Gefühllosigkeit vorgeworfen.

Gestern haben 40 000 Spanier ihren König in einer Online-Petition aufgefordert, seine Ehrenpräsidentschaft im WWF niederzulegen. Die Organisation kündigte eine Stellungnahme an. Auch im Internet wird der Vorfall kritisiert und mit Häme kommentiert: "Die Rache des Elefantengottes. Das kommt davon", schreibt ein User. Ein anderer: "Sehr wahrscheinlich fand Carlos das besonders männlich, ein Tier mit einer Waffe abzuknallen. Was daran heldenhaft und mutig sein soll, verstehe ich nicht. Ist das vielleicht die perverse Lust am Töten?" Auch die prominente Tierschützerin Brigitte Bardot, 77, zeigte sich in einem bitterbösen Brief an Juan Carlos "entsetzt und schockiert". Ein solches Verhalten sei "unanständig, abstoßend und unwürdig" für eine Persönlichkeit von dessen Rang, schrieb die ehemalige französische Filmdiva, die sich seit Jahren für kranke und vernachlässigte Tiere engagiert. Damit sei der Monarch "nicht mehr wert als ein Wilderer" und mache sich zur "Schande Spaniens". Und am Ende heißt es: "Ihre Majestät, ich wünsche Ihnen keine zügige Genesung, wenn dies dazu führt, dass sie Ihre mörderischen Reisen nach Afrika oder anderswohin fortsetzen, aber ich hoffe, dass dieser Sturz Ihre Gedankenwelt wieder in Ordnung bringt."

Juan Carlos' Leidenschaft fürs Jagen (und auch fürs Segeln) ist ein kostspieliges Hobby: Das Erlegen eines Elefanten kostet rund 30 000 Euro - je nach Größe der Stoßzähne, die als Jagdtrophäen begehrt sind. Safariteilnehmer, die mehrere große Tiere schießen wollen, müssen das Mehrfache an den jeweiligen Veranstalter zahlen. Zum Vergleich: Im Durchschnitt verdient ein Spanier im Jahr ungefähr 22 000 Euro.

Es ist nicht das erste Mal, dass Juan Carlos' Jagdleidenschaft zu einem Skandal geführt hat. Bereits vor sechs Jahren soll der Monarch in einem Wald nördlich von Moskau einen betrunkenen Bären abgeschossen haben. Dem Tier wurden zuvor Wodka und Honig eingeflößt. Das Königshaus wies das damals als "lächerlich" zurück.