Ab heute muss sich der geständige norwegische Attentäter Anders Behring Breivik vor Gericht für den Mord von 77 Menschen verantworten.

Oslo. Der Prozess gegen den norwegischen Attentäter Anders Behring Breivik hat begonnen. Der 33-Jährige traf am Montagmorgen aus dem Gefängnis im Gerichtssaal ein Oslo ein. Breivik, der wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes angeklagt ist, betrat den Saal mit ausgestreckter geballter Faust.

Der Norweger gestand, am 22. Juli vergangenen Jahres 77 Menschen getötet zu haben, hält sich aber nicht im juristischen Sinne für schuldig: Vielmehr habe er Norwegen vor einer Islamisierung schützen wollen. An jenem Freitag zündete er zunächst eine Autobombe im Regierungsviertel von Oslo, dann richtete er auf der Insel Utøya unter den Teilnehmern eines Jugendlagers der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei ein Massaker an. In Oslo starben acht Menschen, auf Utøya tötete Breivik 69 junge Menschen.

Die Richter sollen nun über die Schuldfähigkeit Breiviks entscheiden. In einem ersten Gutachten wurde er für unzurechnungsfähig erklärt, in einem zweiten bescheinigten die Experten ihm geistige Gesundheit . Vor Gericht wird Breivik laut seinem Verteidiger Geir Lippestad sein Bedauern äußern, dass er nicht noch mehr Menschen tötete.

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Verantworten muss sich Breivik wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes. Laut Anklage beging er "ein sehr ernstes Verbrechen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß in der heutigen Zeit in unserem Land“. Für die Norweger reißt der zehnwöchige Prozess in Oslo die Wunden aus dem vergangenen Sommer wieder auf. Viele befürchten, der rechtsradikale Islamhasser könnte mit seinen rassistischen Aussagen zum Mythos werden. Denn Breivik darf fünf Tage lang selbst über seine Motive und Ideologie sprechen.

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Es wird erwartet, dass Breivik die auf zehn Wochen angesetzte Verhandlung als Plattform nutzen wird, um seine ausländerfeindliche Ideologie zu verbreiten. In einem 1500-Seiten Manifest im Internet hatte er geschrieben, dass mit einer Festnahme die "Phase der Propaganda“ beginne. "Ihre Verhandlung bietet Ihnen eine weltweite Bühne“, hieß es weiter. Das internationale Medieninteresse ist groß: Etwa 800 Journalisten werden vor Ort erwartet. Breivik soll ab Dienstag sprechen. Die Verteidigung hat 29 Zeugen geladen, darunter Islamisten und rechte Blogger.

Mit Material von dpa, rtr und dapd