Der 22 Jahre alte Pius Heinz galt als Anfänger. Bei der Weltmeisterschaft in Las Vegas schlug er den amerikanischen Favoriten aus dem Feld.

Las Vegas. Zum ersten Mal hat ein Deutscher die Poker-Weltmeisterschaft gewonnen: Pius Heinz aus Odendorf bei Bonn setzte sich in Las Vegas gegen hartgesottene Konkurrenten durch - und strich umgerechnet 6,3 Millionen Euro ein. Dabei könnte man den 22-Jährigen mit dem ungewöhnlichen Vornamen, der "der Fromme" bedeutet, fast als blutigen Anfänger bezeichnen. Er pokert erst seit einigen Monaten berufsmäßig, vor vier Jahren hatte der Wirtschaftspsychologie-Student das Spiel für sich entdeckt.

Das Finale der World Series of Poker in Las Vegas glich einem Krimi. Heinz, der anfangs immer wieder Niederlagen hinnehmen musste und auf dem vorletzten Platz lag, spielte sich verbissen an die Spitze. Nun saß er in der entscheidenden Runde dem Tschechen Martin Staszko, 35, und dem Amerikaner Ben Lamb, 26, gegenüber. Fünf Stunden ging das Spiel hin und her. Zunächst hatte Heinz die Nase vorn. Chips im Wert von 100 Millionen Dollar lagen vor ihm. Dann verließ ihn die Konzentration, der Tscheche holte auf. Der Deutsche verzockte sich mehrfach mit dem schlechteren Blatt.

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Alles schien verloren, als der Student doch noch die Wende in Las Vegas schaffte. Seine Ass/Dame schlug die Dame/Neun von Staszko - alles wieder auf Anfang. Mit Ass/König gegen die unterlegene Kombination Zehn/Sieben konnte er dann endlich seine Konkurrenz aus dem Feld schlagen - nach knapp sieben Stunden. Auf seiner Facebook-Seite schrieb Heinz, der in Wien lebt: "Hiermit verkünde ich stolz, dass ich der Poker-Weltmeister 2011 bin! Ich habe für Deutschland gewonnen."

Doch auch die anderen beiden Finalteilnehmer sind nach dem Turnier Mehrfach-Millionäre: Der Tscheche strich als Zweitplatzierter umgerechnet 3,9 Millionen Euro ein, der Amerikaner musste sich mit immerhin noch 2,9 Millionen Euro begnügen.

"Das ist der größte Tag meines Lebens, ich kann es nicht glauben. Das ist alles so unwirklich gerade", sagte Heinz, der selbst bei der Siegerehrung die Kapuze seines Pullis nicht ablegte. Sie ist sein Markenzeichen, ersetzt die bei Pokerspielern so beliebte Sonnenbrille. Bei Bedarf zieht sich der Deutsche den Stoff tief ins Gesicht, um ein verräterisches Blitzen in den Augen zu verbergen. Das hat er von Profis gelernt. Vor vier Jahren hatte der 22-Jährige seine Liebe zum Kartenspiel entdeckt. Er sah Pokerrunden im Fernsehen. "Ich habe davon geträumt, mal dabei zu sein. Zu Hause habe ich erst einmal mit meinen Kumpels im Keller gezockt", sagte der neue Weltmeister. Schnell entdeckte der Student Poker-Plattformen im Internet, holte sich dort Tipps von Experten. "Mit ein paar Euro Startguthaben ging's los", sagte er. Auch heute holt er sich noch Ratschläge im Internet. "Man ist nie gut genug."

Sein erstes Turnier am Tisch brachte ihm 60 000 Euro und machte ihm Mut, zur Qualifikation der sogenannten November Nine in Las Vegas anzutreten. 6865 Spieler hatten je 10 000 Dollar bezahlt, um hier antreten zu dürfen. Nach acht Tagen standen die neun Final-Teilnehmer fest. Als Favorit galt der Amerikaner Lamb.

Schon einmal hatte ein Deutscher im Finale in Las Vegas gestanden, nämlich 2001 der Frankfurter Henry Nowakowski, 64. Der gebürtige Wiener unterlag Carlos Mortensen, 39, aus Ecuador. In den vergangenen Jahren war es dann die Jugend, die das Pokerface beherrschte. Ob Peter Eastgate, 25, aus Dänemark, Sieger im Jahre 2008, Joseph Cada, 23, aus den USA (2009) oder Jonathan Duhamel, 24, Champion des vergangenen Jahres, - alle waren sie Anfang 20. Poker-Experte Dominik Kofert, Gründer der weltweit größten Internetplattform PokerStrategy.com: "Heinz gehört zu der jungen Generation, die Poker im Internet gelernt hat. Sie setzt sich mit Psychologie und Mathematik auseinander. Die ältere Generation spielt mehr nach Bauchgefühl."

Boris Becker, 43, wie Heinz Mitglied des Internetteams PokerStars.de, gratulierte dem Überraschungssieger: "Endlich ist ein Deutscher Weltmeister geworden. Das ist ein historischer Sieg."