Mulhouse. Der Mann verschwand eines Tages, ohne der Mutter eine Adresse zu hinterlassen. Achtjähriger durfte nicht zum Arzt oder zur Schule.

Ein Vater hat seinen Sohn in Frankreich und jahrelang vor der Mutter und der Außenwelt versteckt. Die Polizei habe den Achtjährigen in Mulhouse im Elsass aus einer „abstoßend schmutzigen“ Wohnung geholt, sagte Staatsanwalt Dominique Alzeari am Sonnabend. Das Kind sei weder in der Schule gewesen, noch zum Arzt gegangen. Seine Tage habe es größtenteils auf sich allein gestellt in der Wohnung verbracht. Der Junge habe schwere körperliche und psychologische Mangelerscheinungen. Vater und Sohn waren nach der Trennung der Eltern vor drei Jahren aus Nizza verschwunden.

Gegen den 37-Jährigen wurde ein Verfahren wegen Entführung, Freiheitsberaubung und Vernachlässigung der elterlichen Sorge eröffnet, wie die Regionalzeitung „L’Alsace“ berichtete. Nach dem Untertauchen hatte ein Gericht der Mutter 2014 das alleinige Sorgerecht zugesprochen. Erst kürzlich spürten die Ermittler den Mann auf und nahmen ihn am Donnerstag bei einem früheren Arbeitgeber fest.

Nur sehr selten habe der Junge die Wohnung verlassen und seinen Vater zum Einkaufen begleitet, sagte Alzeari. Der Mann habe seinem Sohn beigebracht, leise zu sprechen, damit die Nachbarn nichts merken. Es gebe allerdings keine Anzeichen von Gewalt gegenüber dem Kind. Noch nicht vollständig geklärt ist, wie die beiden die drei Jahre verbracht haben: Der Mann soll sich nach der Entführung des Sohns zuerst zu Angehörigen im Burgund begeben haben und dann vor mehr als einem Jahr nach Mulhouse gezogen sein.

Das Kind wurde in einer Pflegefamilie untergebracht. Nach Angaben des Staatsanwalts zeigt das traumatisierte Kind bislang kaum den Wunsch, nach der langen Trennung seine Mutter wiederzusehen. Dem Mann drohen dem Bericht von „L’Alsace“ zufolge bis zu 30 Jahre Gefängnis.