Baltimore. Bürgermeisterin Rawlings-Blake hebt das nächtliche Ausgehverbot auf und kommt damit einer Forderung der „Siegeskundgebung“ nach.

In Baltimore normalisiert sich seit der Anklage der sechs Polizisten im Fall Freddie Gray die Lage: Bürgermeisterin Stephanie Rawlings-Blake hob am Sonntagmorgen das seit den Unruhen vom vergangenen Montag geltende Ausgehverbot auf und ermöglichte ihren Bürgern damit wieder den Besuch abendlicher Veranstaltungen, Restaurants und anderer Aktivitäten. Sie wolle das Verbot nicht länger als nötig aufrechterhalten, das zwischen 22.00 Uhr und 05.00 Uhr galt, erklärte sie.

Die Aufhebung des Ausgehverbots, das ursprünglich noch bis (morgigen) Montag gelten sollte, war auch eine Forderung bei der Demonstration am Sonnabend. Diese hatten die Organisatoren nach den Anklagen vom Freitag zu einer „Siegeskundgebung“ deklariert. Tausende nahmen daran im Gedenken an den 25-jährigen Afroamerikaner Gray teil, der nach seiner Festnahme am 12. April bei der Fahrt in einem Gefangenentransporter so schwere Verletzungen erlitt, dass er daran starb.

Die Demonstranten am Sonnabend riefen „Keine Gerechtigkeit, kein Frieden, keine rassistische Polizei“. Die von der Staatsanwältin Marilyn Mosby vorgebrachten Beschuldigungen sorgten offenbar dafür, dass der Ton moderat blieb.

Umsatzeinbußen durch Ausgehverbot befürchtet

Mosby hatte am Freitag mitgeteilt, sie klage die sechs an der Festnahme von Gray beteiligten Polizisten wegen schwerer Straftaten von bedingtem Mord bis Körperverletzung und Freiheitsberaubung an. Grays Tod hatte Unruhen in den Straßen von Baltimore zur Folge. Vergangenen Montag schlugen die Demonstrationen gegen Polizeigewalt und sozialer Ungleichheit in gewalttätige Ausschreitungen um.

Viele Teilnehmer trugen Schilder mit Friedensbotschaften und T-Shirts mit der Aufschrift „Black Lives Matter“ („Schwarze Leben zählen“). Diese Bewegung entstand Mitte 2013 nach dem Freispruch eines weißen Wachmanns, der in Florida einen schwarzen Jugendlichen erschossen hatte. Sie erhielt noch größeren Zulauf nach den tödlichen Polizeischüssen auf den unbewaffneten Schwarzen Michael Brown im vergangenen August in der Kleinstadt Ferguson und weiterer Polizeigewalt in New York sowie South Carolina.

Wie andere Organisationen hatte auch der Präsident von Black Lawyers for Justice, Malik Shabazz, gefordert, dass das Ausgehverbot sofort aufgehoben werden sollte. Niemand werde neue Gewalt in Baltimore starten, da alle auf den Gerichtsprozess gegen die Polizisten warteten, sagte Shabazz. Das Ausgehverbot sei beklemmend.

Bar- und Restaurantbesitzer sprachen sich ebenfalls dafür aus, weil sie Umsatzeinbußen befürchteten. Andere Organisationen forderten zudem, dass die Nationalgarde die Stadt im US-Staat Maryland wieder verlassen sollte.

(ap)