Etwas unsicher auf den Beinen waren die Teenager noch, als sie wieder Land unter die Füße bekamen. Aber die Jungen waren erstaunlich fit.

Wellington. Die Odyssee der drei Teenager, die wochenlang in einem winzigen Boot im Pazifik trieben, ist zu Ende: Am Freitag bekamen die Jungen in der Fidschi-Hauptstadt Suva nach mehr als 50 Tagen erstmals wieder festen Boden unter die Füße. Sie waren spindeldürr, wacklig auf den Beinen und hatten Krusten und Schwielen auf der sonnenverbrannten Haut, doch ansonsten waren sie in erstaunlich guter Verfassung. Zwei wurden schon nach wenigen Stunden aus dem Krankenhaus entlassen, sagte eine Sprecherin des neuseeländischen Hochkommissars in Suva. Der dritte sollte über Nacht bleiben.

Filo Filo (15), Samuel Perez (15) und Edward Nasau (14) haben nach eigenen Angaben 50 Tage mit Regenwasser, einigen Kokosnüssen und einer selbst gefangenen Möwe überlebt, die sie roh verspeisten. Sie waren am Mittwoch von einem Thunfischkutter entdeckt worden, mehr als 1300 Kilometer von ihrer Heimat auf den Tokelau-Inseln entfernt. Sie hatten in ihrer Verzweiflung und mangels Regen in den letzten Tagen vor der Rettung begonnen, kleine Mengen Salzwasser zu trinken. Sie hätten wohl kaum noch lange überlebt, meinte der Maat des Thunfischkutters „San Nikunau“, Tai Fredricsen.

Die drei hätten wahrscheinlich ein Abenteuer gesucht, sagte der Regierungschef von Tokelau, Kuresa Nasau, der Nachrichtenagentur dpa. „Sie müssen einen Plan gemacht und dies als Streich ausgeheckt haben. Sie dachten wohl, sie würden irgendwann in einem anderen Land ankommen“, sagte Nasau in einem Telefongespräch aus Apia auf Samoa.Das bestätigte die Tante einer der Jungen im Gespräch mit der BBC: „Sie haben davon gesprochen, dass sie nach Amerika oder Australien wollten, um Mädchen zu besuchen.“ Eine Standpauke gebe es nicht. „Wir haben mit ihnen gesprochen und sie baten uns um Verzeihung - ich glaube, sie haben ihre Lektion gelernt.“

“Es ist ein Wunder“ sagte Tanu Filo, Vater einer der Jungen, Radio Neuseeland. „Das ganze Dorf, alle waren so aufgeregt und haben gesungen und sich umarmt, mitten auf der Straße. Jeder schrie die Nachricht von der Rettung hinaus.“

Die drei wurden seit Anfang Oktober vermisst. Sie waren in See gestochen, ohne Bescheid zu sagen. Der Regierungschef bat die neuseeländische Luftwaffe sofort um Hilfe, doch brachte die zweitägige Suchaktion nichts. Die 500 Einwohner ihrer Heimatinsel Atafu glaubten, die Jungen seien ertrunken und hielten schon einen Trauergottesdienst ab. Regierungschef Nasau selbst sagte, er habe die Hoffnung auf eine Rettung nie aufgegeben. „Sie hatten ein sehr spezielles Boot, das praktisch nicht kentern kann. Und sie sind mit dem Meer groß geworden, sie haben keine Angst“, sagte er.

Die Jungen sollen in den nächsten Tagen nach Samoa fliegen, wo die Regierung der zu Neuseeland gehörenden Tokelau-Inseln Büros hat. Von dort will Regierungschef Nasau die Teenager am 16. Dezember persönlich auf dem Schiff nach Hause begleiten. Die Fahrt dauert 30 Stunden. Auf Tokelau gibt es keinen Flughafen.