Hunderttausende feiern das Ende der Regenzeit. Dann kommt es auf einer Brücke im Gedränge zur Massenpanik - mehr als 300 Menschen sterben.

Phnom Penh. Bei einer Massenpanik während eines Festes in Kambodscha sind am Montag nach Regierungsangaben 375 Menschen getötet und über 755 weitere verletzt worden. Die Panik brach während der Feiern zum traditionellen Wasserfest in der Hauptstadt Phnom Penh aus, mit dem die Kambodschaner das Ende der Regenzeit feiern. Laut Behördenangaben erstickten die meisten Menschen oder starben an inneren Blutungen. Es gab keine ausländischen Opfer. Informationsminister Khieu Kanharith dementierte Berichte, wonach die Polizei Wasserwerfer gegen die Menge eingesetzt habe. Bislang seien 240 Frauen, die meisten in den Zwanzigern, unter den Toten identifiziert worden.

Die Panik begann Augenzeugen zufolge, als einige Menschen in der Menge ohnmächtig wurden . Die auf einer Insel versammelten Menschen versuchten in ihrer Panik, über eine Brücke zu fliehen. Dabei wurden viele totgetrampelt oder fielen ins Wasser. Völlig orientierungslos versuchten einige, sich gegen den Strom einen Fluchtweg durch die Massen zu bahnen. Noch Stunden nach dem Chaos jagten Krankenwagen durch die Stadt. Auf dem Fluss Bassac trieben Leichen, am Ort der Massenpanik blieben Hunderte herrenlose Schuhe zurück. Behörden dementierten Berichte, wonach Kabel herabgefallen und viele Menschen durch einen Stromschlag getötet worden seien. Die Panik sei auch nicht durch eine epidemieartige Lebensmittelvergiftung ausgelöst worden.

Sowohl die Polizei als auch Zeugen wiesen darauf hin, dass eine zur Verfügung stehende Brücke nur unzureichenden Zugang zu der Insel geboten habe. Zwei Geschäftsleute aus Singapur, die eine Sound- und Light-Show für das Festival organisiert hatten, berichteten, dass die Behörden zuvor eine zweite Brücke geschlossen hätten und so Zehntausende Menschen gezwungen gewesen seien, eine schmale Brücke zu nutzen.

Der Polizeichef der Stadt, Touch Naroth, sagte am Dienstag, die Ursache des Unglücks werde noch untersucht. Er deutete im staatlichen Fernsehen aber an, dass die geringe Größe der Brücke zu der Tragödie beigetragen haben könnte.

"Größte Tragödie seit den Roten Khmer"

Ministerpräsident Hun Sen bezeichnete die Massenpanik als "die größte Tragödie" in dem südostasiatischen Land seit dem Ende der Gewaltherrschaft der Roten Khmer. Er erklärte den Donnerstag zum nationalen Trauertag. Hun Sen sagte, die Regierung werde den Familien der Toten jeweils umgerechnet rund 914 Euro Bestattungskosten zahlen und etwa 183 Euro Unterstützung für jeden Verletzten.

Höhepunkt des dreitägigen Wasserfestes sind die traditionellen Bootsrennen. Montagabend sollte der Höhepunkt der Feierlichkeiten sein. Für das Fest kamen nach Schätzungen der Behörden über zwei Millionen Menschen nach Phnom Penh.