Nach mehr als vier Monaten in Untersuchungshaft ist Jörg Kachelmann wieder frei. Das Gericht sieht keinen dringenden Tatverdacht mehr.

Karlsruhe. TV-Wettermoderator Jörg Kachelmann hat das Mannheimer Gefängnis als freier Mann verlassen. Im Blitzlichtgewitter vieler Fotografen und Kameraleute trat er am Donnerstagmittag zusammen mit seinem Anwalt Reinhard Birkenstock vor das Tor der Justizvollzugsanstalt. Zuvor hatte das Oberlandesgericht Karlsruhe den Haftbefehl gegen ihn aufgehoben.

Kachelmann äußerte nicht persönlich zu seiner Freilassung. Sein Anwalt sagte: „Die Unschuldsvermutung ist wieder auferstanden.“ Die Freilassung sei eine Genugtuung. Kachelmann bedanke sich bei allen, die ihn in den vergangenen Monaten unterstützt haben, sagte Birkenstock.

Kachelmann saß seit dem 20. März in Untersuchungshaft, weil er seine frühere Freundin vergewaltigt haben soll . Er hat die Vorwürfe von Anfang an zurückgewiesen. Da sein mutmaßliches Opfer die einzige Belastungszeugin sei, stehe Aussage gegen Aussage. Bei der Ex-Freundin des Schweizers könnten außerdem „Bestrafungs- und Falschbelastungsmotive“ nicht ausgeschlossen werden, hieß es vom Gericht.

Die Frau habe bei der Anzeige und im Ermittlungsverfahren zur Vorgeschichte und den Umständen der Vergewaltigung zunächst unzutreffende Angaben gemacht. Aufgrund der Untersuchungen und Gutachten könne auch nicht ausgeschlossen werden, dass sie sich die Verletzungen selbst zugefügt habe.

1. HINTERGRUND: DIE CHRONOLOGIE DES FALLS "KACHELMANN"

2. PORTRÄT: JÖRG KACHELMANN

3. DIE BEGRÜNDUNG DES OBERLANDESGERICHTS

„Der Beschluss des Oberlandesgerichts Karlsruhe hat einem Justizskandal Grenzen gesetzt“, sagte Kachelmanns Anwalt Reinhard Birkenstock. Er werde jetzt mit seinem Mandanten konzentriert die Hauptverhandlung vorbereiten, der sie zuversichtlich entgegensähen. „Ich bin nicht dazu da, Vorwürfe zu machen. Ich bin Strafverteidiger, mein Beruf ist es, ungerecht einsitzende Gefangene aus der Untersuchungshaft zu holen und das ist uns heute Gott sei Dank gelungen“, sagte Birkenstock mehreren Nachrichtensendern.

Die Ermittler werfen Kachelmann vor, Anfang Februar seine langjährige Geliebte, die sich von ihm trennen wollte, in deren Wohnung in Schwetzingen vergewaltigt und mit einem Küchenmesser am Hals verletzt zu haben. Kachelmann war im März auf dem Rückweg von den Olympischen Spielen in Vancouver auf dem Frankfurter Flughafen verhaftet worden.

Die Staatsanwaltschaft hatte Mitte Mai Anklage wegen des Verdachts der Vergewaltigung in einem besonders schweren Fall und gefährlicher Körperverletzung erhoben. Die Hauptverhandlung soll am 6. September vor dem Mannheimer Landgericht beginnen. Bei einer Verurteilung drohen Kachelmann bis zu 15 Jahre Haft.