Die Weichsel trat am Sonntag in einem Viertel Warschaus über die Ufer. Auch Brandenburg erwartet Hochwasser in der Nacht auf Montag.

Warschau/Frankfurt/Oder. Die Überschwemmungen in Polen haben Warschau erreicht. Die Weichsel trat am Sonntag in einem Viertel der Hauptstadt über die Ufer, Rettungskräfte bemühten sich, das Hochwasser mit Sandsäcken einzudämmen. Wohnhäuser waren zunächst nicht betroffen, die Schulen in der Nähe des Flussufers sollen am Montag aber vorsorglich geschlossen bleiben. Auch in Deutschland steigt das Wasser der Oder kontinuierlich an. Brandenburg rüstet sich für die erste Hochwasserwelle, die in der Nacht zu Pfingstmontag erwartet wird. Dabei könnten die Richtwerte der Alarmstufe Eins an den Pegeln Ratzdorf und Eisenhüttenstadt überschritten werden.

Seit dem vergangenen Wochenende befindet sich das obere Einzugsgebiet der Oder unter dem Einfluss eines Tiefdruckgebietes. Das führte zu lang anhaltendem Dauerregen und schweren Überflutungen in Tschechien, Polen und auf dem Balkan. Die Zahl der Hochwassertoten stieg am Samstag auf zwölf an.

Nach einer Meldung der polnischen Nachrichtenagentur PAP kam es am Sonntagmorgen an der Weichsel bei Plock, rund 100 Kilometer nordwestlich von Warschau, zu einem weiteren Dammbruch. Dabei wurde die Ortschaft Swiniary überflutet, 160 Bewohner mussten evakuiert werden. Im Gefahrenbereich lagen aber noch weitere Orte.

In Breslau stand ein ganzes Stadtviertel unter Wasser, nachdem am Samstag die Oder an zwei Stellen über die Ufer getreten war. Zahlreiche Einwohner des Viertels Kozanow mussten evakuiert werden, wie Polizeisprecher Mariusz Sokolowski mitteilte.

In Brandenburg sind dem Hochwassermeldezentrum in Frankfurt/Oder zufolge in den kommenden Tagen stärker steigende Wasserstände zu erwarten. Ende der Woche werde dann der Hochwasserscheitel im oberen Grenzoderabschnitt eintreffen. Dann könnte die Alarmstufe Drei ausgelöst werden. Demnach wird der Wasserstand der Oder ständig beobachtet. Katastrophenalarm gilt aber erst ab Alarmstufe Vier.

ERSTE ALARMSTUFE AUSGERUFEN

Die Pegel auf deutscher Seite lagen am Pfingstsonntag noch unter den als gefährlich eingestuften Ständen. Wie aus den Daten des Brandenburger Landesumweltamtes hervorgeht, stieg in Ratzdorf der Pegel innerhalb eines Tages um 15 Zentimeter auf 4,52 Meter. Hochwasseralarm wird dort bei 4,65 Metern ausgerufen. Lediglich in Stützkow wurde bereits am Freitag Alarmstufe Eins für einen knapp 28 Kilometer langen Flussabschnitt ausgerufen. Innerhalb eines Tages stieg dort der Pegel noch einmal um acht Zentimeter auf 7,86 Meter. Das hängt damit zusammen, dass die Flutungspolder dort noch geschlossen sind. Die Flutung wird jedoch vorbereitet.

Dagegen sank am südlichsten polnischen Oder-Pegel in Miedonia das Wasser innerhalb eines Tages wieder um 41 Zentimeter auf 6,51 Meter. Hochwasseralarm wird dort bei einem Pegel von sechs Metern ausgerufen. Am Mittwoch war der Pegel auf den Höchststand der vergangenen Tage, auf 8,84 Meter, gestiegen.

Ministerpräsident Matthias Platzeck hatte bereits am Freitag die Einrichtung eines Krisenstabs für Dienstag nach Pfingsten angekündigt. In Beeskow bei Frankfurt/Oder liegen drei Millionen Sandsäcke bereit.

Ursprünglich hätte der brandenburgische Krisenstab schon am Freitag eingerichtet werden sollen. Aber das Hochwasser kommt nun später als zunächst erwartet nach Deutschland. Ursache hierfür sind der Deichbruch am Oberlauf in Polen sowie die Öffnung von polnischen Poldern. Die für Pfingsten angekündigte Sperrung der Oder für die Schifffahrt wurde in Brandenburg zunächst verschoben. Sportschiffer wurden aber aufgefordert, auf Treibgut und starke Strömung besonders zu achten. Mit einer kurzfristigen Sperrung der Oder wird nun für die kommende Woche gerechnet.