Sogar Jerusalem ist zugeschneit, Flug-Verspätungen in der Türkei und tragische Todesfälle. Rund um den Erdball spielt das Wetter verrückt.

Jerusalem/Istanbul/Hamburg. Jerusalem, New York, Istanbul und, und, und: Rund um den Erdball macht sich in diesen Tagen Extremwetter breit. Die Temperaturen spielen verrückt, die Jahreszeiten sind verschoben, heftige Niederschläge führen teilweise zu Chaos. In Israel, wo sich ansonsten zu dieser Jahreszeit der Frühling durchsetzt, machte sich eine ungewöhnliche weiße Pracht breit. Schneefall hat an einigen Orten zu Verkehrsbehinderungen und Unterrichtsausfall geführt. So musste der Flughafen in Rosh Pina im Norden am Freitagmorgen geschlossen werden, während es etwa auf den Golan Höhen, in Jerusalem und den umliegenden Gebieten schulfrei gab, berichtete die „Jerusalem Post“ auf ihrer Webseite. Auch zwei Schnellstraßen nach Jerusalem seien aufgrund des Schnees gesperrt geblieben.

Während in Jerusalem rund 20 Zentimeter Schnee gemessen worden seien, seien es auf den Golan Höhen rund 30 Zentimeter gewesen. Kleinere Mengen wurden laut „Jerusalem Post“ auch in den südlichen Städten Arad, Dimona und Beersheba registriert. Aufgrund von Schäden an einer Hauptstromleitung kam es demnach in Arad nach einem Schneesturm zu einem Stromausfall.

Sogar die Negev-Wüste im Süden des Heiligen Landes wurde von einer Schneedecke überzogen. Die Kaltfront, die den Schnee brachte, reichte vom Libanon über Israel und das Westjordanland bis in die jordanische Hauptstadt Amman, in der die ungewohnte weiße Pracht zu einem Verkehrschaos führte.

Die bittere Kälte im Nordosten der USA sorgt an den Niagara-Fällen für eine spektakuläre Eislandschaft, die Touristen in Scharen anzieht. Der Wasserfall im Staat New York ist oben mit einer dicken Eisschicht bedeckt – auch wenn der Niagara-Fluss darunter noch fließt. Auch die Bäume Steine und Geländer am Ufer sind wie in einer Rüstung aus Kristall verborgen.

Die Region hatte in den vergangenen Wochen mehrere Winterstürme mit großen Schneemassen erlebt – gefolgt von den nun fast arktischen Temperaturen. An den Niagara-Fällen herrschten am Freitagmorgen minus 22 Grad Celsius.

Kälterekord am Flughafen in Washington D.C.

In Pennsylvania, New York City und Connecticut gab es Kälterekorde. Etliche Schulen blieben geschlossen. Auch in Washington und Baltimore war es so kalt wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Am Reagan National Airport der US-Hauptstadt wurden minus 14 Grad gemessen. Der bisherige Kälterekord – minus 13 Grad – stammte aus dem Jahr 1896. Das ist aber alles nichts gegen das Örtchen Embarrass in Minnesota, das minus 40 Grad maß.

Ein dreijähriger Junge hat in einer eiskalten Winternacht sein Elternhaus in Toronto verlassen und ist im Freien erfroren. Der kleine Elijah soll Medienberichten zufolge am frühen Donnerstagmorgen lediglich mit T-Shirt, Windeln und Stiefeln bekleidet bei gefühlten minus 30 Grad auf die Straße gegangen sein. Eine Überwachungskamera habe ihn beim Verlassen des Hauses gefilmt, schrieb die „National Post“ auf ihrer Webseite. Nachbarn berichteten der Zeitung, dass sich die Tür nach dem Verlassen verriegelt, so dass der Junge nicht mehr habe zurückkehren können.

Auswärtiges Amt warnt vor Stürmen in Australien

In Australien haben zwei Wirbelstürme Häuser beschädigt, Bäume entwurzelt und Stromleitungen gekappt. Tausende Menschen waren ohne Strom. Im nordöstlichen Bundesstaat Queensland seien in den nächsten Tagen schwere Regenfälle mit Überflutungen zu erwarten, teilt das Auswärtige Amt in seinem Sicherheitshinweis mit.

Es rät Reisenden, die Entwicklungen in den australischen Medien zu verfolgen, den Anweisungen der örtlichen Behörden zu folgen und generell besondere Vorsicht walten zu lassen. In Queensland hatte der Zyklon Marcia gewütet, im Bundesstaat Northern Territory der Sturm Lam.

Ausgiebige Regenfälle haben die Lage in der von einer massiven Wasserkrise betroffenen brasilianischen Mega-Metropole São Paulo leicht entspannt. Das Wasserniveau des Staudammsystems Cantareira stieg auf 9,5 Prozent, wie der Versorger Sabesp mitteilte. Dennoch konnten bislang nicht mal die bereits angepumpten Notreserven aufgefüllt werden. Vom Normalstand sind die Reservoirs noch weit entfernt.

Die Stadt schloss weiter die Notwendigkeit einer Rationierung nicht aus, bei der Millionen Menschen an mehreren Tagen der Woche ohne Wasserversorgung wären. Im Februar wurden bislang 30 Prozent mehr Niederschläge registriert als für den Gesamtmonat erwartet.

Istanbul: Chaos am Flughafen nach Wintereinbruch

Tagelanger dichter Schneefall mit Gewittern und Stürmen hat in der türkischen Millionenmetropole Istanbul zu Chaos geführt. Turkish Airlines strich am Donnerstag mehr als 350 Flüge von und nach Istanbul, wie die Fluglinie auf ihrer Homepage bekannt gab. Am Vortag war der Atatürk-Flughafen wegen dichten Schneetreibens zeitweise geschlossen worden. Die Nachrichtenagentur DHA meldete, seit 28 Jahren sei nicht mehr so viel Schnee in Istanbul gefallen wie in den vergangenen Tagen. Im Westen der Stadt seien bis zu 70 Zentimeter Schnee verzeichnet worden.

Auch am Donnerstag blieben die Schulen in Istanbul geschlossen. Im Straßenverkehr führten die schweren Niederschläge zu chaotischen Zuständen mit Hunderten Unfällen. In hügeligen Stadtteilen Istanbuls war auf kleinen steilen Straßen kaum noch ein Durchkommen möglich, Autofahrer zogen Schneeketten auf. Die zentrale Einkaufsmeile Istiklal Caddesi verwandelte sich in eine rutschige Matschpiste. Der heftige Schneefall bei Temperaturen um den Gefrierpunkt hatte am Dienstag begonnen, er hielt bis Donnerstagmittag an. Für die kommenden Tage sagten Meteorologen Tauwetter voraus.

Wetter in Deutschland durchwachsen, im Norden feucht

In Deutschland wird das Wetter in den nächsten Tagen zwar nicht schön, aber abwechslungsreich: Regen, Schnee, Gewitter, Windböen – alles ist möglich. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) empfahl am Freitag, bei Spaziergängen auf jeden Fall wasserdichte Schuhe anzuziehen und den Regenschirm mitzunehmen. Die Temperaturen steigen höchstens auf zehn Grad.

Am Sonnabend ist es nur im Südosten und im äußersten Osten noch halbwegs freundlich. Im Rest der Republik zeigt sich der Himmel bei Werten zwischen fünf und zehn Grad grau, es regnet zeitweise. Auch vereinzelte Gewitter sowie stürmische Böen werden angekündigt. Ab 400 Metern kann es schneien. Ähnlich geht es am Sonntag weiter, vor allem im Süden gibt es Regenschauer. Im Nordwesten zieht gegen Abend neuer Regen auf. Der Wind wird im Tagesverlauf stärker.

Auch in der neuen Woche ändert sich zunächst nichts. In der Nacht zum Montag breitet sich der Regen langsam aus, die Straßen können glatt werden. Am Tag liegen die Temperaturen zwischen vier und zehn Grad, am wärmsten wird es am Rhein. Im Nordwesten weht der Wind deutlich spürbar, auch Sturmböen sind möglich.