In Hollywood spielte sie als 15-Jährige an der Seite von Kirk Douglas. Am Sonntag feiert die Schauspielerin Christine Kaufmann ihren 70. Geburtstag. Sie liebt die Rolle der „komischen Alten“.

München. Mit 70, da werde sie ihren größten Triumph feiern, scherzte Schauspielerin Christine Kaufmann vor einigen Jahren in einem Interview. Denn dann komme sie, die niemals beim Schönheits-Operateur unterm Messer lag, groß raus: Sie werde dann die Einzige sein, die Rollen wie Miss Marple übernehmen könne, „weil es sonst keine alt aussehenden Frauen geben wird“.

An diesem Sonntag wird Kaufmann nun tatsächlich 70. Wie zum Beweis ihrer einstigen These steht sie in diesen Tagen als skurrile Geisterbeschwörerin in Noël Cowards Schauspiel „Funkelnde Geister“ im Landestheater Linz auf der Bühne.

„Das macht mich sehr glücklich. Ich wollte immer diese Rolle der komischen Alten spielen, die schon Margaret Rutherford gegeben hat“, verriet Kaufmann kürzlich in einem Interview der Zeitschrift „Woman“.

Von Kindesbeinen an stand die in Gröbming in der Steiermark geborene Tochter eines ehemaligen deutschen Offiziers und einer französischen Maskenbildnerin im Rampenlicht. Erste Schritte ins Showleben macht sie – gemanagt von ihrer ehrgeizigen Mutter – mit sieben Jahren im Ballett des Münchner Gärtnerplatz-Theaters. Nach einem Filmdebüt in dem Zirkusfilm „Salto mortale“ spielt sie sich als Neunjährige in dem Streifen „Rosen-Resli“ unter der Regie von Harald Reinl 1954 in die Herzen der Kino-Zuschauer.

Für ihr Hollywooddebüt erhielt sie den Golden Globe

Die Karriere als Kinderstar war für sie allerdings alles andere als verlockend. „Einerseits wurde ich gefeiert, andererseits kritisiert: Wieso hast du heute Augenringe? Ich war sehr isoliert. Und die Verantwortung, als Neunjährige eine Familie erhalten zu müssen, war fast zu viel für ein Kind“, so die Schauspielerin gegenüber „Woman“. Mit 15 Jahren dann die höchste Auszeichnung: Für ihr Hollywooddebüt in „Stadt ohne Mitleid“ (1961) erhält Kaufmann einen Golden Globe.

Die Kritik feiert sie, die an der Seite von Kirk Douglas ein Kleinstadtmädchen spielt, das Opfer einer Vergewaltigung wird. Es folgen weitere Engagements in Hollywoodstreifen wie „90 Minuten nach Mitternacht“ (1962) oder „Taras Bulba“ (1962).

1962 heiratete sie Tony Curtis

Doch die junge Frau macht auch privat Schlagzeilen: 1963 heiratet sie den 20 Jahre älteren Tony Curtis und zieht sich für einige Jahre von der Filmarbeit zurück. Keine glückliche Ehe, wie sie immer wieder in Medien beteuert. Sie sei für lediglich ihn eine hübsche, junge Visitenkarte gewesen. Als die Ehe nach fünf Jahren geschieden wird, kehrt sie mit ihren Töchtern Alexandra und Allegra nach Deutschland zurück. Bei dem erbitterten Sorgerechtsstreit werden die Kinder sogar nach Los Angeles entführt.

In Deutschland gelingt ihr das Comeback: Sie ist in TV-Serien wie „Der Kommissar“ und „Derrick“ zu sehen und gewinnt mit Regisseuren des neuen deutschen Films Profil. Sie spielt in Werner-Schroeter-Filmen und dreht 1981 mit Rainer Werner Fassbinder „Lola“ und „Lili Marleen“.

Unvergessen ihr Auftritt in „Monaco Franze“

Unvergessen auch ihr Auftritt als „Olga“ in der Erfolgsserie „Monaco Franze“. Ihre jetzige Rolle in Linz ist gewissermaßen eine Weiterführung der Olga, wie Kaufmann den „Oberösterreichischen Nachrichten“ sagte: „Es ist bei älteren Schauspielerinnen ja so, dass sie die Femme fatale spielen – geliftet. Oder die komische Alte. Ich habe im deutschsprachigen Raum meinen größten Erfolg mit „Monaco Franze“ gehabt. Und an diese Figur kann ich jetzt wieder anschließen.“

Neben ihrem Theater-Engagement schreibt sie an einem weiteren Buch, vertreibt ihr eigene Kosmetiklinie und pflegt mit Leidenschaft das Familienleben mit den zwei Töchtern, vier Enkeln und einem Urenkel. Uralt zu werden ist indes nicht ihr Wunsch. „Ich interessiere mich für ein gutes Leben, nicht für ein langes“, so die Schauspielerin im Interview der „Woman“. „Ich hab so viel erlebt und gesehen, ich war von Hollywood bis zum Himalaya überall und ich liebe die hügelige Landschaft von Österreich und Bayern. Da fühle ich mich zu Hause. Und das ist ein Ziel, das ich erreicht habe: Dass ich trotz dieser merkwürdigen Wege, die mir das Leben angeboten hat, eine Art Heimatgefühl entwickeln konnte.“