Überraschende Wendung, Experten bestätigen die Theorie: Der Airbus A320 von AirAsia machte angeblich eine Notlandung im Wasser. Verblüffende Hinweise sprechen dafür.

Jakarta/Singapur. Dem Piloten des verunglückten AirAsia-Airbus A320 könnte nach Einschätzung von Experten eine Notlandung auf dem Wasser gelungen sein. Das Flugzeug mit 162 Menschen an Bord sei wahrscheinlich noch intakt gewesen und erst danach wegen der hohen Wellen untergegangen, sagte der frühere indonesische Verkehrsminister Jusman Syafii Djamal. Die Rettungskräfte setzten unterdessen ihre Suche nach weiteren Opfern und dem Wrack der Maschine fort.

Flugkapitän Iriyanto, ein erfahrener Ex-Luftwaffenpilot, habe es geschafft, mit dem Airbus A320-200 auf der Meeresoberfläche zu landen, sagte auch der Chefredakteur des Fachblatts „Angkasa“, Dudi Sudibyo, der Nachrichtenagentur AFP. Die Notfunkbake, der sogenannte Emergency Locator Transmitter (ELT), habe offenbar kein Signal gefunkt, weil „es bei der Landung keinen größeren Aufprall gab“.

Der frühere Luftwaffenkommandeur Chappy Hakim schloss sich dieser Analyse an. Er gehe davon aus, dass „das Flugzeug nicht in der Luft explodierte“. Bei der Landung sei die Maschine offenbar nicht zerstört worden. Darauf deute auch der Zustand der bislang geborgenen Leichen hin.

Ex-Verkehrsminister Djamal hält es für möglich, dass nach der Notlandung die Evakuierung der Maschine eingeleitet wurde. Darauf könnten die Einstiegstür und eine Notrutsche hinweisen, die an der vermuteten Unglücksstelle im Meer gefunden wurden. „Womöglich haben hohe Wellen das Flugzeug und dessen Spitze erfasst und zum Sinken gebracht“, erklärte Djamal.

Flug QZ8501 war am Sonntagmorgen auf dem Weg von Surabaya auf Java nach Singapur kurz nach dem Start vom Radarschirm verschwunden. Das Flugzeug war in einer Höhe von 32.000 Fuß unterwegs, als der Pilot wegen des schlechten Wetters darum bat, seinen Kurs ändern zu dürfen. Die Flugkontrolle untersagte es dem Piloten wegen des dichten Flugverkehrs aber, seine Flughöhe anzupassen.

Warum setze der Pilot des AirAsia-Jets keinen Notruf ab?

Einige Experten vermuteten, dass das Flugzeug abstürzte, weil es langsam flog oder zu steil aufstieg. Wieso der Pilot keinen Notruf absetzte, ist bislang ungeklärt. Erst die Flugschreiber werden wohl endgültig Aufschluss über die Unglücksursache geben können.

Die Rettungskräfte setzten am Donnerstag ihre Suche fort. „Wir setzen alles daran, die Leichen und das Flugzeugwrack zu finden“, sagte einer der Einsatzleiter, Sunarbowo Sandi. Zehn indonesische Experten und und je zwei Ermittler aus Frankreich und Singapur seien im Einsatz, um das Wrack zu lokalisieren und die Flugschreiber ausfindig zu machen. Nach Angaben der indonesischen Verkehrssicherheitsbehörde könnten aber noch Tage vergehen, bis die Maschine entdeckt werde.

Opfer-Angehörige mussten DNA-Proben abgeben

Am Dienstagmorgen waren die ersten Leichen und Wrackteile in der Java-See südwestlich der Insel Borneo entdeckt worden. Zudem wurde am Meeresboden der Umriss eines Flugzeugs gesichtet. Bis zum Donnerstag wurden acht Opfer geborgen. Zwei von ihnen, ein Mann und eine Frau, wurden nach Angaben der Polizei identifiziert. Vier Särge trafen inzwischen in Surabaya ein. Trauernde Angehörige übergaben derweil den Ermittlern Dokumente und medizinische Unterlagen, um bei der Identifizierung der übrigen Vermissten zu helfen. Dutzende Familienmitglieder gaben zudem bereits DNA-Proben ab.

Angesichts der indonesischen Regenzeit müssen Hubschrauber aber immer wieder am Boden bleiben, und auch Taucher können bisweilen nicht ins Wasser. Derweil treiben starke Strömungen Wrackteile ab. Singapur entsandte unbemannte Unterwasserfahrzeuge der Marine, mit denen der Meeresboden abgesucht werden kann. Hauptziel ist die Sicherung der „Blackboxes“.

Der Absturz der AirAsia-Maschine ist die dritte Tragödie für die malaysische Luftfahrt im Jahr 2014. Im März war Malaysia-Airlines-Flug MH370 auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking mit 239 Menschen an Bord spurlos verschwunden. Im Juli wurde Flug MH17 von Amsterdam nach Kuala Lumpur mit 298 Menschen an Bord über dem umkämpften Osten der Ukraine vermutlich abgeschossen.