Elvis ist tot, Andy Warhol auch – Grund genug für ein NRW-Casino, zwei Bilder versteigern zu lassen. Der Erlös war fantastisch, Kunstkenner sind irritiert.

New York. Nach nicht einmal zehn Minuten war alles vorbei und gut 150 Millionen Dollar wechselten ihren Besitzer. Die beiden Warhol-Bilder des nordrhein-westfälischen Casinobetreibers Westspiel haben in New York die Erwartungen übertroffen und sind für insgesamt 120 Millionen Euro versteigert worden (151,5 Millionen Dollar). Das sind 20 Millionen Euro mehr als erwartet worden waren. Und 820-mal so viel, wie sie Ende der siebziger Jahre gekostet hatten.

Die Spannung war mit Händen zu greifen. Die Versteigerung der ersten acht Bilder schien fast nur Vorspiel zu sein, auch wenn ein Bild von Seth Price mal eben für 650.000 Euro verkauft wurde – mehr als das Zehnfache des erhofften Preises. Dann kam der erste Warhol, „Triple Elvis“.

Für das große Bild mit einem dreifachen Elvis Presley, der mit einem Revolver auf die Bieter zielte, flogen anfangs die Millionen durch den Saal, dann tröpfelte es. Auktionator Jussi Pylkkanen beugte sich immer wieder nach links und rechts, rechts und links, suchte nach Bietern und er fand sie nach und nach. Schließlich schlug er bei 73 Millionen Dollar zu. Mit dem Aufschlag für Christie's muss der Käufer 82 Millionen zahlen. Alles hatte fünf Minuten und 14 Sekunden gedauert – statistisch gesehen fast 160.000 Euro je Sekunde.

„Four Marlons“ funktioniert nach dem selben Rezept Warhols: Prominente verfremden, vervielfältigen und dann damit Geld verdienen. Das klappte auch 27 Jahre nach dem Tod des Meisters noch mit seinen Werken. Das Bild mit dem vierfachen Marlon Brando, wie der Dreifach-Elvis gut 2 Meter hoch und 1,70 Meter breit, brachte 69,6 Millionen Dollar, beide zusammen also mehr als 151,5 Millionen. Gekostet hatte Triple Elvis einst 85.000, die Brandos 100.000 Dollar.

151,5 Millionen Dollar: Dafür könnte man 7500 nagelneue VW Golf kaufen oder jeden Aachener einmal nach New York und wieder nach Hause fliegen lassen. Aus Aachen kommen die beiden Bilder auch, denn Ende der siebziger Jahre waren sie gekauft worden, um die dortige Spielbank zu schmücken. In den letzten Jahren hat sich der Markt für Warhols, nach einer langen Schlappe, wieder hervorragend entwickelt. So wurden die Bilder viel zu teuer, um sie ins Casino zu hängen.

War also der Verkauf eine gute Idee? Na klar, heißt es von Westspiel und der Landesregierung. Um Gottes Willen, reagierte Opposition und Kulturszene. Ein Ausverkauf der Kunstschätze, um die Haushaltslöcher des Landes zu stopfen, wird befürchtet. Was komme als nächstes dran?

Zu optimistisch oder eben pessimistisch sollte aber keine Seite sein: Auch wenn der New Yorker Kunstdeal weit von einem Auktionsrekord für Warhol entfernt ist, war ein Verkauf in dieser Größenordnung etwas Besonderes, was sich nicht so einfach wiederholen lassen dürfte.